Freitag, 17. Februar 2012
[similar]
Dann ist man plötzlich sensibilisiert und hört die Geschichten.
Zum Beispiel die von der Frau, die in diesem Riesenunternehmen arbeitete und Montags zur Arbeit kam und nur hörte, sie sei ab sofort beurlaubt, Sachen packen und weg, weil sie unwissentlich dabei war, jemand ganz großem ans Bein zu pinkeln und eigentlich hätte es wohl keiner wissen können, nur der, der ihren PC ausspioniert hat.
Dinge passieren.
Die dann ihre eigene Firma gründet und dort völlig unreflektiert die Leute gängelt und disst, daß sie reihenweise die Flucht ergreifen. Und nun hat auch die letzte, treueste Mitarbeiterin die Nase voll.
Die Bekannte, die schlecht verdient und von ihrem Chef regelmäßig angebrüllt wird, wenn irgendwas nicht funktioniert, die eine Führungsposition haben soll, aber deren Mitarbeiterinnen sich weigern, die übertragenen Aufgaben sorgfältig abzuarbeiten, die Überstunden schafft und kaum noch schläft und die Faust in der Tasche macht, nur noch bis April, ein paar Wochen und dann ist die Fortbildung fertig und sie kann weg. Theoretisch.
Oder die andere Bekannte, seit Jahren von Zeitvertrag zu Zeitvertrag hangelnd, eigentlich mit schwerwiegenden gesundheitlichen Problemen, die der Sicherheit einer Festanstellung bedürften, aber mit Zeitvertrag darf man nicht krank sein, sonst bekommt man keine Verlängerung. Und die Branche ist kaputt, woanders bekommt man 30% weniger Geld und wovon soll sie dann Leben, denn sie hat keine Kraft für einen zusätzlichen Nebenjob. Früher, da ging das noch, am Wochenende und nachts in Kneipen kellnern oder auf Festivals, aber jetzt, mit kaputten Knochen, mit Schulden, nein.
Die Firma, wo der Mann gearbeitet hat, überlebt immer nur knapp. Wer jung ist und gut qualifiziert, der sieht sich schnell woanders um, die anderen bleiben, weil sie müssen, oder zermürbt sind. Diejenigen, die sich selbst Gehaltserhöhungen, angebliche Überstunden und nie gewesene Urlaubsansprüche ausstellen, aber substanziell nichts leisten außer Chef zu spielen sitzen fest im Sattel und waren natürlich auch nicht von Kurzarbeit betroffen, als es eng wurde.
Wieviele Talente, wieviel Gutes wird verbrannt durch solche Zustände?

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Buch gelesen über das Macht-Konkurrenz-Spiel der Männer. Man soll es mitspielen, dann hat man Chancen. Ich bin fassungslos, wie fremd mir das alles ist, wieviel schauspielerische Fähigkeiten ich entwickeln müßte, wäre ich dann nicht mehr ich? Es macht mir Angst, in so einer Umgebung zu arbeiten, in der man so einfach unter die Räder kommt.
Solange ich keinen Abstand gewinne, ist an ein Spiel nicht zu denken. Momentan bin ich der Loser. Face it.

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Mittwoch, 15. Februar 2012
[Lieber Chefchef... ]
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eigentlich rede ich mit Dir nicht mehr über Probleme, denn Du kennst keine Probleme, nur Herausforderungen. Herausforderungen sind das Neusprech, das Superplusgut für Unternehmen wie dieses, für das wir arbeiten. Eigentlich bist Du ok, aber wir haben verschiedene Blickwinkel. Und Du weißt auch nicht, daß einen Dinge bis ins Mark treffen können, denn einer wie Du, der ist irgendwie wie ein Klotz, Dich trifft etwas höchstens bis kurz unter die Haut, Du bist so ein Typ. Als ich vor ein paar Jahren einmal einen anderen Job angeboten bekam und mit Dir darüber sprach, daß ich eigentlich nicht gehen wolle, daß ich aber andererseits auch Perspektiven bräuchte, versprachst Du Perspektiven. Aber dann bekam ich keine. Und am Ende hieß es: Du mußt sie selbst suchen. Aber Du hast einen anderen Blickwinkel.
Denn während Du in Meetings sitzt und mit Leuten redest den ganzen Tag, da sitze ich an meinem Schreibtisch, ganz am Ende der Informationskette, ich sehe keine neuen Themen und Herausforderungen am Horizont auftauchen; wenn ich sie sehe, dann sind sie an Dir längst vorbeigezogen. Das ist ein Problem, keine Herausforderung.
Dann gibt es das Problem des Chefs, der zwischen uns sitzt, denn das ist einer, der sich tot stellt.
Als Du vor ein paar Jahren dann mal eine Aufgabe für mich hattest, da hast Du es total verpatzt und durch Dein Voraussetzen von Wissen, das ich nicht hatte und nicht haben konnte, verstrickt mit persönlichen Dissonanzen, bin ich einfach vor Wände gelaufen. Und am Ende meintest Du, die blauen Flecken ließen sich mit „Oh, das habe ich wohl verbockt“ komplett wegerklären und als ich dann, weil die Dinge für mich keineswegs klar waren, nochmal ein Gespräch mit Dir hatte, bist Du einfach ausgeflippt, so daß es mir sowohl Sprache und Vertrauen komplett verschlagen haben. Ich wollte dann eigentlich nur meine Ruhe und meinen Job tun. Aber das konnte ich dann in diesem Punkt nicht mehr, denn Dein Protege ließ es nicht zu. Und statt zu protestieren, hielt ich still, denn ich vertraute Dir nicht mehr und jedes weitere Gespräch hatte sich erübrigt.
Zeit ging ins Land und ich begann mich vollends auf andere Dinge zu konzentrieren, außerberuflich.
Trotzdem nagte es an mir, daß ich zeitweise tage-, vielleicht auch wochenlang nicht wirklich etwas Substanzielles zu tun hatte, nicht wußte, wie ich mir selbst Arbeit beschaffen sollte, wie etwas dazulernen. Mein Selbstvertrauen war auch geschwunden und während Kollegen um mich herum ständig gestreßt und überarbeitet schienen, da war ich unterfordert und gelangweilt, fühlte mich degradiert zum Knöpfchendrücker, dem man ab und zu ein Arbeitsbröckchen hinwirft. Und jedes Bröckchen habe ich nur zu dankbar angenommen. Und dann kam das THEMA. Erst schien es unscheinbar und keiner wußte, ob es jemals an Wichtigkeit gewinnen würde, aber ich sah eine Chance, nicht auf Karriere oder Ruhm, sondern auf eine interessante Aufgabe. Und ich machte und tat und das THEMA gewann an Größe und bescherte mir Folgearbeit, aber es war auch klar, daß das THEMA so groß wurde, daß es nicht mehr sinnvoll war, es mir alleine zu überlassen. Die angewachsenen Prozesse, die Menge wichtiger Dinge, keine wirkliche Dokumentation, keine Automatisierung, so Dinge eben, Dinge, die andere besser können. Wir sind eben das Team für die Einzelfälle oder für die Initialanschiebung für Themen, aber nicht die, die es zur Dauerinstitution machen .
Ich bin, was die Sachebene angeht, zugänglich. Und die Sache ist: Prozeßsicherheit, Datensicherheit, Automatisierung, denn: was ist, wenn ich morgen vom Lkw überfahren werde – das ist ja immer das worst case scenario, wie man so schön sagt. Dann wäre eigentlich alles hinüber gewesen und diesen Umstand gilt es doch zu vermeiden, also Rückfallebenen schaffen.
Es war im Herbst des letzten Jahres, das THEMA war längst ein Klotz am Bein für mich, denn nichts hatte sich an der Lage verändert. Stattdessen wurde alles chaotisch. Anforderungen von Kunden kamen unstrukturiert und ungefiltert, es gab keine zentralen Instanzen, es wurde für selbstverständlich erachtet, daß ich (ohne vorab-Informationen) neue Bestandteile in das THEMA sofort integrierte und alle Seiteneffekte dabei beachtete. Ich fand mich in Diskussionen wieder, in denen ich sinnvolle Ergebnisse als Ziel hatte, meine Gesprächspartner aber andere Motive hatten. Es überforderte mich, aber ich bekam auch keine Rückendeckung.
Irgendwo am Horizont, das war ja versprochen, lag die Zukunft und das THEMA sollte in seinen Grundzügen migriert werden.
Es zeichnete sich ab, daß es ein Folgethema geben würde und ich fragte nach, aber die Leute, die damit zu tun hatten, wollten nicht mit mir reden. Dein Protege redete aber mit den Leuten. Und ich fragte immer wieder den Chef zwischen uns, was denn jetzt wäre, was damit sei, wann Migration und ob ich an der Neuentwicklung des Folgethemas arbeiten könne, ich möchte, wöllte, könnte. Es gab mehrere Gespräche. In zeitlichen Abständen. Keiner sprach mit mir. Und dann hieß es nur: nun wird migriert.
Ich bin eine folgsame Mitarbeiterin. Also sprach ich mit dem Dienstleister, der übernehmen sollte.
Und dann stellte sich heraus: es wird nicht migriert. Der Dienstleister macht die Neuentwicklung. Der Klotz am Bein bleibt der Klotz am Bein. An meinem Bein. Der Dienstleister hat sich das Wissen abgesaugt, um die Neuentwicklung schnell und rasch umsetzen zu können, denn inzwischen drängte die Zeit für das Folgethema. Und am Ende hieß es: Du hast es mißverstanden. Oder der Dienstleister hat es mißverstanden. Am Ende saß ich da und um mich schwirrte alles.
Ausgebootet. Das ist das richtige Wort dafür, lieber Chefchef. Du weißt es vielleicht nicht, denn Du bist in jeder Kommunikation und jedem Entscheidungsprozeß ein Teil des Ganzen, aber ich sitze am Ende der Kette und bekomme nur das Ergebnis und das Ergebnis heißt: Du arbeitest nicht an der neuen Sache.
Warum? War man unzufrieden mit meiner Arbeit? Man sagt nein? Aber was ist der Grund? Ich bekomme gesagt, man wolle A) tun (Migration), aber getan wird B) Neuentwicklung. Ich sitze da und spiele mir an den Füßen, denn außer uninteressantem Knöpfchendrücken habe ich nichts mehr zu tun und der Dienstleister klagt, er wisse gar nicht, wie er das THEMA überhaupt unterbringen soll vor lauter Arbeitsbelastung.
Ich möchte arbeiten. Ich arbeite gerne. Für meine eigene Zufriedenheit. Für das Wohl meiner Kunden. Für das Unternehmen. Auch für Anerkennung und Stolz.
All das bleibt mir verwehrt.
Am Ende, lieber Chefchef, würde es mich nicht wundern, wenn Du das alles ganz anderst siehst. Vielleicht denkst Du, ich bin voll beschäftigt und glücklich mit meinen Aufgaben. Du läßt Dich nur selten blicken, denn Du bist immer im Streß und in Meetings und ich habe Angst, Dir unter Tränen, die mir jetzt fast täglich in der Kehle hängen, zu sagen, wie ich mich fühle.
Ich habe es versucht, über den Chef, der zwischen uns sitzt, zu klären. Aber er hat A) gesagt (er klärt das) und B) getan (nichts geklärt).
Was soll ich nun tun?
Ich habe mit Kollegen gesprochen. Man sagt: „Wenn ich nicht müßte, ich würde hier nicht arbeiten.“ „Wenn ich das Geld nicht bräuchte, ich wäre weg“ „Wenn ich nicht weiterleben müßte wegen der Kinder, ich würde mir einen Kopfschuß setzen“ „Erwarte keine Unterstützung, die bekommst Du hier nicht, von niemandem“ „Ich habe nach Projekten gefragt und man wollte sich darum kümmern, aber dann ist nichts passiert“ „Selbst das Popel-Unternehmen XYZ tut mehr für die Entwicklung seiner Mitarbeiter“ „Nimm es Dir nicht so zu Herzen, das ist es nicht wert“
Ich bin also jetzt eine überbezahlte Mitarbeiterin, die ihre Zeit damit verbringt, den Lauf der Dinge zu beobachten, ein paar Knöpfchen zu drücken und im Internet zu surfen. Ich warte darauf, daß man eines Tages feststellt, daß ich überflüssig bin, ich bin Bewohnerin eines sterbenden Staates und das alles hat mich so zermürbt, daß ich es nicht wage, meine Arbeitskraft woanders anzupreisen, denn am Ende einer solchen Reise hat man das Gefühl, daß man nichts mehr ausrichten kann.
Wenn ich nicht wüßte, daß das Leben so viel Schöneres für mich bereithält, ich würde direkt aus dem Bürofenster springen.

Deine tieftraurige midori

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Mittwoch, 19. Oktober 2011
[Faildesign]
Das Damenbüroklo ist eine Katastrophe.
Wobei: denken Sie jetzt nicht, es sei verschmutzt oder defekt oder laufe gar über, aber angesichts des Umstands, daß dieses Gebäude, in dem ich arbeite, gerade einmal anderthalb Jahre alt ist und man sich an vielen Stellen bemüht hat, alles besonders gut zu mache, ist das Damenbüroklo einfach eine komplette Fehlplanung.

Beginnen wir mit der "Zelle".
In der Zelle befinden sich die Porzellaneinheit, ein Spender für Toilettensitzdesinfektionsmittel, ein Wandhalter für die Toilettenbürste, ein Wandhalter für das Papier, ein Kleiderhaken an der Tür und ein sogenannter Hygienebehälter für Damenbinden und Tampons.
Dieser Hygienebehälter ist so unglaublich riesig, daß man sich fragen muß, ob dieser nur alle Jubeljahre entleert wird und ob er deshalb so groß sein muß, daß er einem fast den Zutritt zur Zelle verwehrt, denn er befindet sich direkt an der Stelle, wo sich der Türspalt zuerst auftut, wenn man die Türe öffnen möchte. Und die Tür geht natürlich nach innen auf, wo sehr viel weniger Platz ist als außen. Ist ja klar.
Als besonderes Feature verfügt der Hygienebehälter über einen berührungslosen Öffnungsmechanismus, der den Deckel hochklappen läßt und die Klappe freigibt, die gleichzeitig einen Sichtschutz vor das Innere des Behälters schiebt. Drängelt man sich nun also durch den Türspalt zu dicht an dem optischen Öffnungsmechanismus vorbei, dann können Sie sich ja denken, was geschieht? Glücklicherweise geschieht dies nicht so häufig.
Aber nun stellen Sie sich einmal vor, Sie kommen aus einem Meeting und möchten aus Gründen Ihre Unterlagen, Schreibutensilien, Mobiltelefon, Stift, Notizbüchlein nicht vorne am Waschbecken unbeaufsichtigt liegen lassen. Sie nehmen das Zeugs also mit in die Zelle. Und legen es, ja, wohin? Bleibt ja nur der Fußboden, denn eine Ablagemöglichkeit fehlt völlig. Ich habe mein Mobiltelefon einige Male in die Rinne zwischen Hygienebehälter und Wand geklemmt. Auch nicht unbedingt die beste Idee, weil man dann wieder versehentlich diesen Mechanismus auslösen könnte, was dann tatsächlich auch regelmäßig passiert ist.

So, nun stellen wir uns einmal vor, wir würden diesen Hygienebehälter aus Gründen tatsächlich verwenden wollen. Wohin jetzt mit dem Umwickelpapier vom Tampon? Wohin mit der Klebestreifenabdeckung der Damenbinde? Einen Mülleimer gibt es nämlich nicht in der Zelle. Also ab damit in die Klappe. Aber blöderweise ist die untere Fläche so schräg und wenn man nicht alles direkt hineinbekommt, folgt es der Schwerkraft und rollt die schräge Rampe herunter gleich wieder nach draußen. Man müßte also nachschubsen. Ist aber blöd, weil da auch gerne schonmal Blutschlieren.... Sie wollen das nicht so genau wissen? Dann lesen Sie sowas doch nicht! Also: zu deponierende Gegenstände mit Schwung in die Klappe und dann schnell auf den Deckel hauen, damit diese in den Behälter umgelenkt werden. Soviel zur Berührungslosigkeit.

So. Und nun stellen Sie sich einmal vor, das Papier ist alle. Was tun? Eine neue Rolle einlegen, Kunststück! Ich möchte hier einmal preisgeben, daß nur wenige Kolleginnen diese Kunst beherrschen und die leere Papprolle nun also am Rollenhalter hängt, während die frisch oder nicht mehr ganz so frisch angefangenen Rollen sich wo befinden? Genau! Was es nämlich in dieser Zelle nicht gibt ist ein Rollenvorratsbehälter oder -halter. Also befinden sich die Rollen wo? Nein, nicht auf dem Fußboden, ganz falsch! Sie befinden sich gestapelt auf dem Desinfektionsmittelspender!
Wenn man nun also eine neue Rolle einlegen möchte, stellt sich natürlich die Frage, wohin mit dem Pappkern - es gibt ja schließlich keinen Mülleimer, wie wir schon wissen. Mit Schmackes in den Hygienebehälter? Auf den Fußboden? Ist es am Ende dieses unlösbare Problem, das so viele vom Rollenwechsel abhält?

Kommen wir also nun zum Desinfektionsmittelspender. Der ist ja, wie wir inzwischen wissen, eine Lagerstätte für Ersatztoilettenpapierrollen. Der Auslösemechanismus in Form einer Pumptaste, welche sich über die gesamte Vorderfläche des Spenders erstreckt, stellt die desinfektionswillige Büroklobesucherin vor die Herausforderung, den Pumpspender so zu bedienen, daß dieser zwar das gewünschte Mittel, nicht jedoch die Ersatzrollen preisgibt. Es ist stets aufs Neue eine Freude, wobei mir auch immer wieder die Gedanken durch den Kopf schießen, daß solche Desinfektionsmittel hautreizende Stoffe enthalten und daß man eigentlich mindestens 30 Sekunden warten soll, bevor man sich auf das desinfizierte Objekt setzt und daß es zudem sinnvoller ist, die Türklinke und den Zellenverschließknopf zu behandeln und am allersinnvollsten ist es außerdem, sich vor dem Toilettengang die Hände zu waschen, da Hände=>Büro=>Türklinken=>viele Menschen=>Keimübertragung und so weiter, Sie wissen schon und ein im Radio interviewter Hygieneexperte riet dazu, da die Hände mehr Keime beherbergten als der Intimbereich, stellen Sie sich das nur mal vor! Nein? Naja.

Kommen wir nun zum Punkt: die Toilettenbürste. Es befindet sich ja ein Bürstenhalter in Wandmontage in der Zelle, und solche Bürsten müssen ja regelmäßig ausgetauscht werden. Und nun hat jemand wohl Ersatzbürsten mit diesem Extrabürstenteil für unter den Toilettenrand, Sie wissen schon, bestellt und diese Bürsten passen natürlich nicht bzw. nur mit Gewalt in die vorhandenen Halter. Sie können mir noch folgen?

Und dann kommen Sie bloß nicht auf die Idee im Winter kurz vor Feierabend, Sie haben schon den Mantel an und Tasche und Laptop am Mann, verzeihung, an der Dame und entern das Büroklo. Wenn Sie nämlich zu lange brauchen da in ihrer Zelle, wird aus Sparsamkeitsgründen irgendwann der Licht ausgeschaltet. Der Bewegungsmelder für das Licht befindet sich natürlich vorne am Waschbecken. Und wer läßt schon Handtasche und Laptop unbeaufsichtigt vorne stehen? Ist ja auch ohnehin nicht erlaubt, müßte man ja mit einem Schloß sichern, das firmeneigene Laptop.

Ich könnte meine Tirade jetzt noch auf den Waschbereich ausweiten, aber ehrlich gesagt fehlt mir jetzt die Zeit: ich mache nämlich gleich Feierabend.


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Donnerstag, 4. November 2010
[Ausbeuter]
Ok, ich habe ja bereits gelernt, daß Doktoranden ausgelutscht werden bis auf den letzten Rest Lebensenergie, den sie dann noch zum Atmen brauchen, aber daß an Universitäten wissenschaftliche Hilfskräfte mit Teilzeitvertrag und ohne Promotionsdingens Vollzeit plus Überstunden arbeiten müssen ohne Freizeitausgleich und ohne Bezahlung, es wird eben einfach erwartet, während die, die in der glücklichen Lage sind, bereits einen Festvertrag zu haben, sich einfach tot stellen (bzw. die sind schon zombifiziert, weil sie vorher durch die Auslutschermühle mußten), DAS war mir jetzt nicht so klar.
Oder liegt's nur am Chef?



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Freitag, 24. September 2010
[Job]
Ich wollte mich verändern, das stand auf dem Plan für 2010.
Weil ich nicht wußte, wohin, war erstmal ein Coaching angedacht.
Doch dann....
Ja, es kam etwas dazwischen, etwas, das mich längerfristig daran hindert, den Job zu wechseln, so bis Mitte nächsten Jahres. Etwas Schönes. Und dann doch so Hinderliches. Und so wird das Schöne ein wenig getrübt.
Ich halte das aus, dachte ich.

Jetzt sitze ich hier seit Wochen und falle in mich zusammen.
Job.
Ich brauche ihn. Ich brauche Geld zum Leben. Und doch scheint er gleichzeitig nur hinderlich am Leben.
Es gibt hier keine Erfüllung für mich und seit längerem auch keine wirklichen Aufgaben mehr.
Keine Forderung, keine Förderung, nur immer die Angst: nicht mehr gebraucht werden, daß es jemand bemerkt, daß ich in Wirklichkeit vollkommen überflüssig bin.
Während um mich herum die Welt im Streß versinkt und vor Wichtigkeit strotzt, schäme ich mich meiner Langeweile und der lähmenden Einsicht, daß ich daran nichts ändern kann.
Nicht, daß ich es nicht versucht hätte. Ich hatte auch mal Ideen. Gute sogar. Aber wieviele Ideen hat einer noch, dessen Ideen zwar für gut befunden werden, aber doch nie umgesetzt wurden?
Wie sehr hängt sich jemand noch rein, der von besonders einem Kollegen immer wieder abgefälscht wurde?
Und dann die anderen Ängste: ich kann ja eigentlich gar nichts und bestimmte Eigenschaften, die es anderen vielleicht leicht machen, sind mir nicht zu eigen. Kann nicht gut reden, mich präsentieren und verkaufen und als toll hinstellen. Ich kann mir nicht gut Freunde machen oder netzwerken.
Ich kann so vieles nicht und werde dabei immer älter.

Dann sehe ich, wie sehr sich die Frau A anstrengen muß, gerade den Job verloren, verquerer Lebensweg, so wie ich, mit Mittezwanzigjährigen konkurrieren müssen, sich abspeisenlassen müssen für wenig Geld. Gut, daß ich kein Kind habe, denke ich, flexibel sein muß man ja heute auch noch, egal wie die Lebensumstände sind, egal wie die persönliche Konstitution ist.

Ich sitze hier und versuche, die Zeit herumzubringen, die Stunden, die Tage, die Wochen.
Doch mit der Zeit wird es schwierig, sich zu konzentrieren, tatsächlich auch stringent die wenige Arbeit zu tun, die mir über den Weg läuft, so als würde mir alles durch die Finger rinnen, das Leben, die Zeit.

Ich beneide die, die für ihre Aufgabe brennen, sich reinhängen, voller Energie ihrem Tagwerk nachgehen. Ich versuche, diese Energie in meine Freizeit zu legen; es hat deswegen Konflikte gegeben.
Ich brauche einfach Erfolgserlebnisse und Anerkennung und im Sport oder beim Tanzen bekommt man nichts geschenkt, kann sich nicht auf der Leistung von gestern ausruhen.

Du könntest doch in dem Bereich... ja, der Vorschlag war da, der Gedanke war da, aber dann wieder: zu alt, keine Rampensau, Konkurrenz und Gedrängle, ich will das nicht, ich will aufgehen in einer Sache, brennen, mich reinhängen, aber ich bin so nicht, nicht einmal mit Dingen, von denen ich 100% begeistert bin, kann ich andere anstecken

Und jetzt hänge ich bloß in der Luft.



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Mittwoch, 3. März 2010
[falscher Film]
Es ist ja schon häufiger vorgekommen, daß ich den Eindruck hatte, ich lebe in einem anderen Universum als andere Menschen. Eigentlich regelmäßig.
Job - auch so ein Thema.
Ja, ändern sollte ich es vielleicht, aber es gibt ja auch Aspekte, die einen zurückhalten, die Gewohnheit zum Beispiel, man weiß, was man hat, man weiß, woran man ist, man weiß auch, was man nicht hat.

Es war mal anders, ich war gefordert, wurde gefördert, habe mich entwickelt, war leistungsbereit und motiviert.
Aber es gab genauso auch Rückschläge.
Ich frage mich, wann es dann kontinuierlich bergab ging.

Gestern jedenfalls war klar: der AL und ich, wir leben in verschiedenen Universen.
Er, laut und bollerig, energiegeladen, spritzig, stand vorne und erzählte etwas von toller Zusammenarbeit und Herausforderungen und den bereits gemeisterten Aufgaben und und und, daß es nur so sprudelte und währenddessen ging in mir die innere Schere immer weiter auseinander, er da, ich hier, und ich irgendwie ganz das Gegenteil von ihm.

Da hatte es ein Gespräch gegeben, das ist schon ziemlich lange her. Ich hatte ein Angebot gehabt von einem anderen Anbieter, die Bezahlung wäre ziemlich gut gewesen, die Konditionen naja, ich wollte nicht in ein Großraumbüro (wo ich jetzt sitze) und hatte auch nicht so richtig verstanden, warum der andere Arbeitgeber mich unbedingt wollte, denn meine Kernkompetenzen und das angebotene Arbeitsfeld paßten auch nicht so richtig zueinander, aber so what, mit einem Angebot in der Tasche läßt es sicht gut verhandeln.
Eigentlich wolle ich nicht gehen, sagte ich ihm, aber ich merke, daß ich nicht wirklich zufrieden sei und ein Teil von mir mir sage, daß ich vielleicht doch gehen solle. Das war die Wahrheit und warum nicht ehrlich sein? Die Möglichkeiten blieben ja offen und im schlechtesten Fall bliebe alles beim alten.

Er schien doch sehr bemüht, mir etwas zu bieten, sprach von Weiterentwicklung, interner Schulung, ich könne bei dem einen oder anderen Kollegen ja dies und jenes lernen da gebe es ja die Kompetenzen. Der TL schien überfordert, im Gespräch zu Dritt standen Schweißperlen auf seiner rotgefleckten Stirn.
Aber im Endeffekt sah es so aus: wir wollen Dich behalten, wir können Dir nichts bieten, außer uns selbst und versuchen was daraus zu machen, aber im Endeffekt mußt Du Dich selbst drum kümmern, daß Du weiterkommst. Dabei war der letzte Aspekt nicht so stark betont, sollte sich aber für die Zukunft als entscheidend herausstellen.

Also blieb ich damals. Es gab keinen Plan und die Kollegen waren nicht motiviert. Bei dem einen sah ich über die Schulter, er klickte wild herum, nichts funktioniert und die Sache war gestorben, didaktischer Dolchstoß. Der andere Kollege schweigt ohnehin beständig und der TL mit dem Fokus auf "ich mach mir hier keinen Streß, schließlich wollte ich den TL-Posten ja nicht".
Dann kam mein persönliches Zahndesaster, das mich gesundheitlich völlig aus der Bahn warf und ich war froh, den Arbeitgeber nicht gewechselt zu haben, denn das hätte einfach nicht zusammen funktioniert.

Danach war nichts mehr zu holen.
Im nachhinein schätze ich die Entwicklung so ein, daß der TL unser Team mehr oder weniger in der Bedeutungslosigkeit versickern ließ und lediglich, wenn der AL einmal Arbeitsanweisungen weitergab, tat sich etwas.
Währenddessen protegierte der AL das andere Team mit seinem persönlichen Dienstleister und seinem persönlichen Ziehkind, dem NWFK.

Es ging so weit, daß ich einmal eine Idee hatte, diese mit dem TL in einem Zielgespräch niederlegte und dann zurückgepfiffen wurden, was ich mir dabei dächte, so ein "Projekt" umzusetzen, ich habe mich mit dem NWFK abzusprechen.

Später war es dann so, daß der NWFK sehr in alle wichtigen Projekte eingebunden wurde und für gewisse Aufgaben wohl keine Zeit mehr hatte. Inzwischen hatte er auch eine Freundin gefunden und konnte wohl nicht mehr am Wochenende arbeiten.
Daher wurde mir dann offenbart, daß ich [Wichtigpopichtig] umsetzen solle. Ich war skeptisch, aber sagte, ok, das könne ich irgendwie machen.
Dann machte ich eine Kundenbefragung und bei der sprachen die Kunden vom "NWFK-Tool", das ich nicht kannte.
Eine Woche später launchte der NWFK sein Tool - es war identisch mit [Wichtigpopichtig].
In Kürze: ich war sauer, bat den TL um Klärung, der verschlampte das, ich fühlte mich im Stich gelassen, dann ging ich zum AL, blöderweise in Tränen aufgelöst. Der war überrascht und sagte, er dachte ich hätte gewußt, daß [Wichtigpopichtig] sozusagen nicht neu von mir erfunden würde, sondern ich diese Aufgabe vom NWFK übernehmen solle. Er sagte "Sorry" und das war's.

Ich wollte das aber nicht, ich hatte unter völlig anderen Voraussetzungen zugesagt und es war einfach nicht fair. Der NWFK hatte Fakten geschaffen, ich hatte kein freies Terrain mehr, sondern mußte nun auf bestelltem Feld sehen, wo ich noch etwas tun könnte.

Es gab noch ein Gespräch, in dem ich die Sache noch einmal klären wollte. Interessanterweise rastete der AL völlig aus, reagierte völlig emotional, während er mir gleichzeitig professionelles Verhalten abverlangte, was hieß "Tu, was ich Dir sage und halt die Fresse" - zumindest so ähnlich. Der TL saß in dem Gespräch und schwieg. Ich war so benommen wie damals, also mir nach beschleunigter Berabfahrt am Fahrrad die Bremszüge rissen - beide, während unten die Ampel auf Rot schaltete.

Wie ging es weiter?
Der TL riet mir, es auszusitzen "Manche Dinge klären sich von selbst".
Aber ich wollte kein Spielverderber sein und auch keine feige Sau, ich sagte, ok, dann mach ich's.
Der NWFK sollte sein Zeug dokumentieren, bekam dafür einige Monate Zeit (die er ja angeblich nicht hatte) und sollte dann mit mir in mehreren Etappen alles durchgehen.
Nicht notwendig zu sagen, daß der NWFK nichts dokumentierte.
Daß er während der folgenden Monate neue Releases herausbrachte und breit kommunizierte.
Daß ich ihm weitere goldene Brücken baute, wir könnten ja gemeinsam weiterentwickeln nach Absprache, ich merkte, er wollte sein Baby nicht weggeben, aber irgendwie mußte der Punkt doch mal geklärt werden.
Nichts, es geschah nichts. Nur meine Wut, die wuchs.

Ok, ich hatte noch eine letzte Domäne, dieses OLAP-Dings, nur irgendwie keine tollen Ideen.

Und dann geschah es so, daß ein Kollege aus der Hauptstadt die OLAP-Aufgaben übergeben wollte an eine andere Kollegin aus der Hauptstadt und anläßlich dessen klingte sich der NWFK ein und wollte mitgeschult werden und dafür wurden die beiden Kollegen aus der Hauptstadt eingeflogen.
Und der NWFK beantragte für sich Administratorrechte auf dem OLAP-Server und baut dort nun fleißig seine eigenen Sachen.

Wie kann das sein, wenn er doch gar keine Zeit hat und in allen wichtigen Projekten steckt?

Währenddessen versinkt unser Team mit dem TL, der keinen Bock auf Streß hat, weiter in der Bedeutungslosigkeit.

Eine Frage der Zeit, fürchte ich, bis jemand entdeckt, daß wir überflüssig sind.

Und trotzdem halte ich an der irrealen Hoffnung fest, es könnte doch noch etwas werden mit uns, mit mir und dem Job hier, den ich irgendwann wirklich gerne gemacht habe, der mir Erfolgserlebnisse brachte, in dem ich mich entwickelte, in dem ich für meine Arbeit gelobt wurde.


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Montag, 1. Februar 2010
[moderne Zeiten]
Es heißt ja gerne, daß man im Öffentlichen Dienst weit weniger verdiene als in der sogenannten freien Wirtschaft.
Das muß aber nicht so sein.
Es gibt da z.B. eine Branche, in der vornehmlich Frauen arbeiten. Die Entlohnung in der freien Wirtschaft liegt weit unter dem Tarif, der im Öffentlichen Dienst gezahlt wird, ca. 500-800 EUR weniger, um da genauer zu sein, und das ist in einem Bereich, wo die Löhne ohnehin nicht üppig sind und auch woanders, ein großer Batzen.
Jetzt erzählte mir A, daß der Chef Überstunden angeordnet habe, das dürfe er ja. Also hat sie in der letzten Woche an einem Tag schon alleine 7 Überstunden gemacht. Wenn man bedenkt, daß eine Arbeitszeit über 10 Stunden gesetzlich irgendwie nicht so ganz korrekt ist, möchte man Einwand erheben.
Naja, gesetzlich, sagt die A, stehe ihr ja an sich auch eine halbe Stunde Pause zu, aber die bekomme sie auch selten mal, so daß sie mitunter den ganzen Tag nichts essen könne.
Die Überstunden werden dann auch nicht in Freizeit ausgeglichen, sondern bezahlt und durch die Steuerprogression aufgefressen.
Fazit: kaum Regenerationszeit, die ganze Woche völlig gerädert, am Wochenende platt, kein Privatleben.
Eine andere Kollegin habe für die "Zusatzarbeit", die auch zu Hause erledigt werden könne, den Freund eingespannt, damit sie wenigstens noch etwas Zeit zusammen verbringen könnten.
Eine Aushilfskraft, die die Zusatzarbeit früher gemacht habe, möchte der Chef nicht mehr beschäftigen.
Und wehren? Wie soll man sich da wehren? Der Arbeitsmarkt ist leergefegt, freie Stellen gibt es so gut wie gar nicht und so lange es genug Bewerber gibt, die zu diesen Konditionen gerne arbeiten, werden die Arbeitgeber in der freien Wirtschaft das gerne für sich ausnutzen.


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Dienstag, 20. Oktober 2009
[Identifikation und Verantwortung?]
Früher, da hat der Bäcker bei uns auf dem Dorf seine Brötchen gebacken, sein Brot und den Kuchen und verkauft und wenn etwas nicht geschmeckt hat, dann haben die Kunden gemeckert und er hat's dann vielleicht anders gemacht oder gar nicht mehr.
Jetzt sitzt der Bäcker in einer Fabrik, die nach betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten und deckungsbeitragsoptimiert aus schlechten und billigen Zutaten irgendetwas zusammenmischt, im Laden steht die schlecht bezahlte Verkäuferin.
Wenn mir etwas nicht schmeckt, kann ich das vielleicht sagen, aber ich kann's ja genauso gut auch lassen, denn den Bäcker oder besser noch: Entscheidungsträger wird das ohnehin nicht erreichen.
Ich kann noch nichtmal sagen, daß es heute ausnahmsweise einmal besonders gut geschmeckt hat.
Ich bin das Kundenvieh, ich kaufe oder kaufe nicht, das ist nahezu meine einzige Einflußmöglichkeit.
Es könnte so schön sein. Ist es aber nicht.

Ich will umweltbewußt sein und fahre am Wochenende mit der Bahn. Trotz aller schlechten Erfahrungen, die ich mit Bahnfahren im Nahverkehr am Wochenende gemacht habe.
Und wieder werde ich bestraft.
Ich muß nur eine Station fahren, fünf Minuten. Der Zug hat 20 Minuten Verspätung, die Fernzüge werden nicht freigegeben, denn Fernverkehr und Nahverkehr, das sind ja bei der Bahn seit Jahren getrennte Geschäftsbereiche.
Am nächsten Tag stehe ich in der dreckigen S-Bahn und sie fährt aus unerfindlichen Gründen nur Schrittgeschwindigkeit. Ich bin eingesperrt, kann nicht raus. Keine Durchsage, keine Information.
Ich möchte randalieren. 10 Minuten dauert die Strecke. Nach 25 Minuten bin ich da. 15 Minuten, die mir fehlen im knappen Zeitplan.
Ich bin nur das Kundenvieh. Ich kaufe oder kaufe nicht. Wenn’s Dir nicht paßt, dann steh doch mit dem Auto im Stau.
Verantworlich ist niemand.

Und auch dort wo ich arbeite, werden die Prozessketten zerteilt, es wird outgesourcet, umstrukturiert, optimiert, gestrafft. Und am Ende stehe ich da und frage nach Inhalten, brauche Informationen, aber da sitzen nur noch Knöpfchendrücker ohne Verantwortung und zucken mit den Schultern.
Verantwortlich ist niemand mehr. Bescheid weiß niemand mehr. Und wenn Du überleben willst, dann betreibst Du Politik, aber eine Garantie ist das nicht, am Ende wirst Du vielleicht trotzdem wegoptimiert.
Ich bin das Arbeitsvieh, eine Zahl, ein Kostenfaktor. Ich komme an meinen Schreibtisch oder nicht. Einen Unterschied macht es bei realistischer Betrachtung nicht.

EDIT:
Und nicht zu vergessen: Callcenter!
Man bekommt natürlich niemanden an die Strippe, der irgendwie Verantwortung trägt, der sitzt die arme Agent-Sau und hat ihre Vorgaben und wenn Du kein Schwein sein willst, benutzt Du den Menschen da am anderen Ende eben nicht als Schlechte-Laune-Absorber, aber ob dann der Anruf überhaupt lohnt?
Wohl kaum. Manche wollen dann doch einfach nur sich selbst in die Tasche lügen, lieber mittelmäßig bis saumäßig sein und nach außen die Tollsein-Hochglanzfassade.


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Donnerstag, 9. Juli 2009
[widersprüchlich]
Ich habe keine Ahnung, wohin mich die innere Abwehr treiben will. Was ich ganz deutlich fühle: hier, in diesem Job, in diesem Team, in dieser Abteilung, in diesem Unternehmen fühle ich mich nicht wohl. Und dann wieder: irgendwie trennt man sich nach so vielen Jahren aber auch nicht leichten Herzens, schon gar nicht als ohnehin ständig fremdelnder Mensch, dem das Schließen von Kontakten schwerfällt, der sich trotzdem in der Rolle des auf sich selbstgestellten Nerds nicht wohlfühlt.
Klar, ein paar nette Kollegen gibt es, die direkten Kollegen sind ok, keine Arschlöcher, keine Intriganten, keine Karrierehengste. Ich habe viele Freiheiten, ein warmes Büro. Alles könnte so schön sein, so schön, wenn, ja wenn nicht mein Inneres ständig rebellieren würde.
Ich bin angezogen und abgestoßen zugleich. Wäre gerne Teil des Ganzen und spüre doch deutlich, daß ich das nicht sein kann und an irgendeiner Ecke des Bewußtseins auch doch nicht sein will. Jedes von oben verordnete "Come together" schnürt mir die Luft ab, auch wenn ich sehe, die neue Führungskraft will den Job gut machen, macht sich darüber Gedanken, wie man das Zusammenarbeiten Wirklichkeit werden läßt - ich nehme das durchaus wahr. Und trotzdem winde ich mich heraus. Und dann wieder ertappe ich mich dabei, wie ich Kollegen um Vertraulichkeit und Gemeinsamkeit beneide.

Bin ich wirklich anders, oder denke ich das nur?
Irgendwie macht mich die Situation traurig.


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Donnerstag, 14. Mai 2009
[Augenwischerei]
Vor einigen Jahren, gerade wurden einige Abteilungen zwecks Synergie zusammengelegt, da saßen wir in so einem Konferenzraum irgendwo in der Wallachei und da kam der CFO und sprach zu uns. Seine Stimme war leise und präzise und alle schienen den Atem anzuhalten, damit ihnen keines der Worte entginge.

Was er sagte war direkt und ehrlich. Es werde Großraumbüros geben. Es gebe hierzu keinen demokratischen Prozeß, Einwände seien zwecklos.
Schockstarre.

Nun, so schnell ging es dann nicht. Es gab so eine Art Versuchsbüro, natürlich im Finanzbereich. Hier klagten die Mitarbeiter lauthals und der Umbau des Gebäudes wurde sang- und klanglos nicht vollzogen.

Dafür plante man dann irgendwann einen Neubau. Es war nebulös und ein wenig geheimnisumwoben, ob des denn jetzt Großraumbüros geben werde. Neinnein, hieß es.
Später sprach man von "Open space", einer offenen Arbeitsumgebung, noch ein wenig später sprach man von Gruppenbüros, dann irgendwann war klar, daß die Gruppen ca. 40 Mitarbeiter umfassen sollen. 40 Mitarbeiter in einem Raum.
Als Trostpflaster sagte man, daß die Mitarbeiter ja aktiv an der Gestaltung der Büros mitwirken dürften, z.B. würden mehrere Möbelvarianten angeboten, unter denen man wählen dürfe.

Als es dann kürzlich dazu kam, daß man sich für eine Möbelvariante entscheiden sollte, wurde klar: so einfach ist das nicht. Aufgrund von Umstrukturierungen im Unternehmen sei nicht klar, wer wo sitzen würde und daher bekämen jetzt ALLE die gleich Möbelvariante, die man später verändern könne. Aber bitte sollten sich alle 40 Mitarbeiter eines Gruppenbüros für maximal zwei Möbelvarianten entscheiden, wobei jeweils vier Mitarbeiter immer die gleiche Möbelvariante wählen müßten.
Nunja. Wir trafen unsere Wahl.
Die letzte Information, die wir erhielten, war, daß aufgrund der geplanten Belegung für unsere Plätze leider nur Möbelvariante X möglich sei, Fluchtwege und so, man müsse schon verstehen. Überflüssig zu sagen, daß kein einziger von uns Möbelvariante X hatte haben wollen.

So macht man das wohl. Die Leute glauben machen, sie hätten einen, wenn auch nur einen kleinen, Rahmen, um Einfluß zu nehmen.
Und dann nach und nach damit rausrücken, daß man sie belogen hat, aber immer nur in kleinen Dosen, man will das Vieh ja nicht erschrecken und damit in die Flucht schlagen.

Der CFO von damals ist schon lange nicht mehr da.


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