Freitag, 17. Februar 2012
[similar]
Dann ist man plötzlich sensibilisiert und hört die Geschichten.
Zum Beispiel die von der Frau, die in diesem Riesenunternehmen arbeitete und Montags zur Arbeit kam und nur hörte, sie sei ab sofort beurlaubt, Sachen packen und weg, weil sie unwissentlich dabei war, jemand ganz großem ans Bein zu pinkeln und eigentlich hätte es wohl keiner wissen können, nur der, der ihren PC ausspioniert hat.
Dinge passieren.
Die dann ihre eigene Firma gründet und dort völlig unreflektiert die Leute gängelt und disst, daß sie reihenweise die Flucht ergreifen. Und nun hat auch die letzte, treueste Mitarbeiterin die Nase voll.
Die Bekannte, die schlecht verdient und von ihrem Chef regelmäßig angebrüllt wird, wenn irgendwas nicht funktioniert, die eine Führungsposition haben soll, aber deren Mitarbeiterinnen sich weigern, die übertragenen Aufgaben sorgfältig abzuarbeiten, die Überstunden schafft und kaum noch schläft und die Faust in der Tasche macht, nur noch bis April, ein paar Wochen und dann ist die Fortbildung fertig und sie kann weg. Theoretisch.
Oder die andere Bekannte, seit Jahren von Zeitvertrag zu Zeitvertrag hangelnd, eigentlich mit schwerwiegenden gesundheitlichen Problemen, die der Sicherheit einer Festanstellung bedürften, aber mit Zeitvertrag darf man nicht krank sein, sonst bekommt man keine Verlängerung. Und die Branche ist kaputt, woanders bekommt man 30% weniger Geld und wovon soll sie dann Leben, denn sie hat keine Kraft für einen zusätzlichen Nebenjob. Früher, da ging das noch, am Wochenende und nachts in Kneipen kellnern oder auf Festivals, aber jetzt, mit kaputten Knochen, mit Schulden, nein.
Die Firma, wo der Mann gearbeitet hat, überlebt immer nur knapp. Wer jung ist und gut qualifiziert, der sieht sich schnell woanders um, die anderen bleiben, weil sie müssen, oder zermürbt sind. Diejenigen, die sich selbst Gehaltserhöhungen, angebliche Überstunden und nie gewesene Urlaubsansprüche ausstellen, aber substanziell nichts leisten außer Chef zu spielen sitzen fest im Sattel und waren natürlich auch nicht von Kurzarbeit betroffen, als es eng wurde.
Wieviele Talente, wieviel Gutes wird verbrannt durch solche Zustände?

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Buch gelesen über das Macht-Konkurrenz-Spiel der Männer. Man soll es mitspielen, dann hat man Chancen. Ich bin fassungslos, wie fremd mir das alles ist, wieviel schauspielerische Fähigkeiten ich entwickeln müßte, wäre ich dann nicht mehr ich? Es macht mir Angst, in so einer Umgebung zu arbeiten, in der man so einfach unter die Räder kommt.
Solange ich keinen Abstand gewinne, ist an ein Spiel nicht zu denken. Momentan bin ich der Loser. Face it.

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