Mittwoch, 19. Oktober 2011
[Faildesign]
Das Damenbüroklo ist eine Katastrophe.
Wobei: denken Sie jetzt nicht, es sei verschmutzt oder defekt oder laufe gar über, aber angesichts des Umstands, daß dieses Gebäude, in dem ich arbeite, gerade einmal anderthalb Jahre alt ist und man sich an vielen Stellen bemüht hat, alles besonders gut zu mache, ist das Damenbüroklo einfach eine komplette Fehlplanung.

Beginnen wir mit der "Zelle".
In der Zelle befinden sich die Porzellaneinheit, ein Spender für Toilettensitzdesinfektionsmittel, ein Wandhalter für die Toilettenbürste, ein Wandhalter für das Papier, ein Kleiderhaken an der Tür und ein sogenannter Hygienebehälter für Damenbinden und Tampons.
Dieser Hygienebehälter ist so unglaublich riesig, daß man sich fragen muß, ob dieser nur alle Jubeljahre entleert wird und ob er deshalb so groß sein muß, daß er einem fast den Zutritt zur Zelle verwehrt, denn er befindet sich direkt an der Stelle, wo sich der Türspalt zuerst auftut, wenn man die Türe öffnen möchte. Und die Tür geht natürlich nach innen auf, wo sehr viel weniger Platz ist als außen. Ist ja klar.
Als besonderes Feature verfügt der Hygienebehälter über einen berührungslosen Öffnungsmechanismus, der den Deckel hochklappen läßt und die Klappe freigibt, die gleichzeitig einen Sichtschutz vor das Innere des Behälters schiebt. Drängelt man sich nun also durch den Türspalt zu dicht an dem optischen Öffnungsmechanismus vorbei, dann können Sie sich ja denken, was geschieht? Glücklicherweise geschieht dies nicht so häufig.
Aber nun stellen Sie sich einmal vor, Sie kommen aus einem Meeting und möchten aus Gründen Ihre Unterlagen, Schreibutensilien, Mobiltelefon, Stift, Notizbüchlein nicht vorne am Waschbecken unbeaufsichtigt liegen lassen. Sie nehmen das Zeugs also mit in die Zelle. Und legen es, ja, wohin? Bleibt ja nur der Fußboden, denn eine Ablagemöglichkeit fehlt völlig. Ich habe mein Mobiltelefon einige Male in die Rinne zwischen Hygienebehälter und Wand geklemmt. Auch nicht unbedingt die beste Idee, weil man dann wieder versehentlich diesen Mechanismus auslösen könnte, was dann tatsächlich auch regelmäßig passiert ist.

So, nun stellen wir uns einmal vor, wir würden diesen Hygienebehälter aus Gründen tatsächlich verwenden wollen. Wohin jetzt mit dem Umwickelpapier vom Tampon? Wohin mit der Klebestreifenabdeckung der Damenbinde? Einen Mülleimer gibt es nämlich nicht in der Zelle. Also ab damit in die Klappe. Aber blöderweise ist die untere Fläche so schräg und wenn man nicht alles direkt hineinbekommt, folgt es der Schwerkraft und rollt die schräge Rampe herunter gleich wieder nach draußen. Man müßte also nachschubsen. Ist aber blöd, weil da auch gerne schonmal Blutschlieren.... Sie wollen das nicht so genau wissen? Dann lesen Sie sowas doch nicht! Also: zu deponierende Gegenstände mit Schwung in die Klappe und dann schnell auf den Deckel hauen, damit diese in den Behälter umgelenkt werden. Soviel zur Berührungslosigkeit.

So. Und nun stellen Sie sich einmal vor, das Papier ist alle. Was tun? Eine neue Rolle einlegen, Kunststück! Ich möchte hier einmal preisgeben, daß nur wenige Kolleginnen diese Kunst beherrschen und die leere Papprolle nun also am Rollenhalter hängt, während die frisch oder nicht mehr ganz so frisch angefangenen Rollen sich wo befinden? Genau! Was es nämlich in dieser Zelle nicht gibt ist ein Rollenvorratsbehälter oder -halter. Also befinden sich die Rollen wo? Nein, nicht auf dem Fußboden, ganz falsch! Sie befinden sich gestapelt auf dem Desinfektionsmittelspender!
Wenn man nun also eine neue Rolle einlegen möchte, stellt sich natürlich die Frage, wohin mit dem Pappkern - es gibt ja schließlich keinen Mülleimer, wie wir schon wissen. Mit Schmackes in den Hygienebehälter? Auf den Fußboden? Ist es am Ende dieses unlösbare Problem, das so viele vom Rollenwechsel abhält?

Kommen wir also nun zum Desinfektionsmittelspender. Der ist ja, wie wir inzwischen wissen, eine Lagerstätte für Ersatztoilettenpapierrollen. Der Auslösemechanismus in Form einer Pumptaste, welche sich über die gesamte Vorderfläche des Spenders erstreckt, stellt die desinfektionswillige Büroklobesucherin vor die Herausforderung, den Pumpspender so zu bedienen, daß dieser zwar das gewünschte Mittel, nicht jedoch die Ersatzrollen preisgibt. Es ist stets aufs Neue eine Freude, wobei mir auch immer wieder die Gedanken durch den Kopf schießen, daß solche Desinfektionsmittel hautreizende Stoffe enthalten und daß man eigentlich mindestens 30 Sekunden warten soll, bevor man sich auf das desinfizierte Objekt setzt und daß es zudem sinnvoller ist, die Türklinke und den Zellenverschließknopf zu behandeln und am allersinnvollsten ist es außerdem, sich vor dem Toilettengang die Hände zu waschen, da Hände=>Büro=>Türklinken=>viele Menschen=>Keimübertragung und so weiter, Sie wissen schon und ein im Radio interviewter Hygieneexperte riet dazu, da die Hände mehr Keime beherbergten als der Intimbereich, stellen Sie sich das nur mal vor! Nein? Naja.

Kommen wir nun zum Punkt: die Toilettenbürste. Es befindet sich ja ein Bürstenhalter in Wandmontage in der Zelle, und solche Bürsten müssen ja regelmäßig ausgetauscht werden. Und nun hat jemand wohl Ersatzbürsten mit diesem Extrabürstenteil für unter den Toilettenrand, Sie wissen schon, bestellt und diese Bürsten passen natürlich nicht bzw. nur mit Gewalt in die vorhandenen Halter. Sie können mir noch folgen?

Und dann kommen Sie bloß nicht auf die Idee im Winter kurz vor Feierabend, Sie haben schon den Mantel an und Tasche und Laptop am Mann, verzeihung, an der Dame und entern das Büroklo. Wenn Sie nämlich zu lange brauchen da in ihrer Zelle, wird aus Sparsamkeitsgründen irgendwann der Licht ausgeschaltet. Der Bewegungsmelder für das Licht befindet sich natürlich vorne am Waschbecken. Und wer läßt schon Handtasche und Laptop unbeaufsichtigt vorne stehen? Ist ja auch ohnehin nicht erlaubt, müßte man ja mit einem Schloß sichern, das firmeneigene Laptop.

Ich könnte meine Tirade jetzt noch auf den Waschbereich ausweiten, aber ehrlich gesagt fehlt mir jetzt die Zeit: ich mache nämlich gleich Feierabend.


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nun, sie müssen das verstehen.

das passiert so: die klos werden so raumsparend und trotzdem so gross wie notwendig und so klein wie möglich geplant und gebaut.

meist werden die fliesen nicht mitgerechnet, und auch nicht der raum, den die türblätter beim öffnen unweigerlich verschlingen. das bringt schon einmal abzüge im verfügbaren freiraum.

irgendwer kommt dann, und schraubt die notwendigen dinge wie klopapierhalter und klobürstenhalter irgendwo an die wand, weil die müssen ja sein. opportun wäre es, wenn der anschraubende beim anschrauben auf der klobrille sässe und so ein wenig mass nehmen könnte bzgl. erreichbarkeit etc., aber da müsste der schraubende sich ja erstens um einen denkansatz bemühen, und zweitens wäre es unpraktisch so zu arbeiten, also werden die dinge so angeschraubt, wie es ihm beim schrauben am angenehmsten vom schraubenzieher geht. haben sie das einmal verstanden? gut.

dann kommt jemand und meint, desinfektionsmittel seien toll, und da wäre jetzt gerade ein sonderangebot hereingekommen, das könne man ganz günstig und dann wäre das doch, sie verstehen, als sorge um die gesundheit und so weiter. also wird ein schraubwilliger damit beauftragt, in allen klos desinfektionsmittelspender anzubringen. natürlich schraubt der anschraubbeauftragte diese dort an, wo er es leicht hat beim anschrauben, also nicht etwa dort wo so ein ding sinnvollerweise hingehört, sonder dort, wo er sich beim anschrauben nicht bücken oder verbiegen muss. soweit klar?

dass klobürsten im klobürstenhalter platz haben und finden sollen halte ich übrigens erfahrungsgemäss für eine geschichte aus tausendundeinernacht.

jetzt sind wir mit der einheitsausstattung der klos durch. da kommt eine frau, ganz aufgescheucht, und scheucht die kloinnenausstatter durcheinander: auf den damenbüroklos fehlt ein behälter für die unaussprechlichen dinge, die nur von der damenwelt gebraucht werden.

uups, sagen die bürokloinnenausstatter, die ja allesamt männlich sind, warum haben sie das denn nicht gleich gesagt, dass das so muss?

und dann wird ein - möglichst derlei dinge aus glaubens- und/oder gewissensgründen nach tunlichkeit ins bereich des nicht-zur-kenntnis-nehmbaren verdrängende - y-chromosomenträger kurz vor feierabend damit beauftragt, diese eben gelieferten verd... dinger bitte auch noch in den damenklos anzubringen, innen an der wand.

besagter y-chromosomenträger kriegt schon ausschlag wenn er so ein ding aus der verpackung nehmen muss, und wenn er dann noch versehentlich (daran) denkt, was da dann später ... nix als wie an die wand damit, so schnell wie möglich. am liebsten würde er den schraubenzieher durch das schlüsselloch führen, so von aussen, geht aber nicht weil eine klotür kein schlüsselloch hat, und also: hauptsache das ding ist montiert. wie das mit der bedienbarkeit gehen soll, kann er nicht sagen, weil er weder tampons noch damenbinden verwendet, aus gründen, und genaue anweisungen haben ihm die herren kloinnenausstatter und behältnisüberantworter nicht gegeben, weil: die waren schon im feierabend.

im übrigen: sie können doch, bevor sie auf klo gehen, ihr zeug im schreibtisch einsperren, nicht wahr? und im mantel geht man sowieso nicht auf die toilette. ihr büro ist drei stock tiefer als der konferenzraum, zu dem das klo gehört auf das sie eigentlich wollten? macht nix, die anderen konferenzteilnehmer werden gerne auf sie warten. vergessen sie aber nicht, für diese kleine pause auch auszustempeln, denn: time is money.

das handy auf die toilette mitzunehmen ist sowieso bäh.

und dass strom gespart wird, ist löblich.

wie sie sehen: ich hab mich auch schon mehrmals über derlei geärgert. man sollte die inneneinrichter derartiger anlagen mit hinuntergelassenen hosen auf der brille sitzen und nach dem notwendigen zubehör angeln lassen. oder sich vorführen lassen, wie die herren kloeinrichter das mit den hygieneartikeln bewerkstelligen täten. müsste ja als demonstrationsobjekt nicht unbedingt das sein, wofür die behälter bestimmt sind: ordentlich rote tinte auf einem zusammengeknüllten papiertaschentuch täte es auch, vorausgesetzt, herr versuchskaninchen hat einen hellen anzug an, und dazupassende helle rauhlederschuhe.

wenn sie wieder zeit haben, tauschen wir uns mal über die waschbereichsache aus, ja? ich kann ihnen da sicher auch was erklären.

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