Dienstag, 6. Juli 2010
[älter werden]
Vor allem an meinen Händen sehe ich es, die Haut, die nie besonders glatt dort war, deutlich furchig. Auch sonst die nachlassende Elastizität der Haut, diese typischen Knitterfältchen, die sich bilden.
Lachfalten um den Mund, Krähenfüße, Denkerstirn, die unregelmäßige Pigmentierung nach Sonneneinstrahlung, die sich mehr und mehr verfestigenden Rundungen, das sich mit einem Seufzen Fügen in die nächstgrößere Kleidergröße, das Weiße des Augapfels nicht mehr weiß, die sich ansammelnden Zipperlein - früher ging sowas ja von selbst weg - die man irgendwann achselzuckend akzeptiert, die längeren Regenerationsphasen.
Tatsächlich auch mal Schlafstörungen.

Trotzdem häufig dieses Gefühl kindlicher Verlorenheit und Unreife, daß ich noch nicht groß genug bin für dieses anspruchsvolle Leben.



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Montag, 5. Juli 2010
[Weekend]
Wenn man am gefühlt heißesten Tag des Jahres bereits mit latenten Kopfschmerzen beginnend zu zweit im alten, natürlich unklimatisierten Auto, 7 Stunden durch die Gegend fährt und Termine abklappert, achja und das Auto hat noch Winterreifen, haha, lachen Sie jetzt nicht, ich hatte tatsächlich NULL Zeit, das Ding zum Autoschrauber meines Vertrauens zu bringen, ist das durchaus eine Zerreißprobe für eine Beziehung.
Hat aber gehalten. Das Auto. Und die Beziehung sowieso.
Abends Tanzen. Der alte Tanzlehrer greift versehentlich in meinen Schweiß, er hat ja keine Ahnung, wie rasch ich komplett durchnässe, ist erschrocken und befiehlt: Abfrottieren!

Am zweiten gefühlt heißesten Tag dann Mißverständnis am frühen Morgen. Der Liebste schon "seit Stunden" wach, ich komme nicht schnell genug in die Hufe, währenddessen schläft er auf dem Sofa wieder ein, was mich kurzerhand entscheiden läßt, daß die Außentemperatur noch eine Laufrunde zuläßt, er wacht auf, sieht mich in Laufbekleidung und gefühlt ist für ihn der Vormittag mit mir am See gescheitert. Nachdem ich aber zurückgekehrt bin, fahren wir friedlich zu See und ergötzen uns in Wasserspielen.
Abends Tanzen.
Nach dem Tanzen sehen wir aus wie nach dem Bad im See, nur in normaler Kleidung.

Am Sonntagvormittag Spocht.
Der Schweiß rinnt wie in der Saune, obwohl ich überraschenderweise nicht das Gefühl von Hitze habe, die in den Kopf steigt, nur Nässe, Nässe und nochmals Nässe.
Danach wieder See, viel zu spät, die guten Plätze sind schon weg, naja, macht nix.
Neugierige Wildgänse.

Eis Essen.
Nüsse karamellisieren.
Zusätzlich Butter-Sahne-Karamellsauce probe-fertigen. Leider Kristalle drin. Was habe ich falsch gemacht? Die Nüsse sind großartig mit einer glänzenden Schicht umhüllt.
Gefrohrenes Lassi.
Bedauern, daß wir die Eismaschine nicht gekauft haben.
Der Liebste meinte: "Denk an die Folgekosten, monatlich neue Klamotten, immer wieder Fett absaugen!"
Pfffft, dann gibt's halt Karamellsauce ohne Eis! Pur!

Hospitieren. Der Tanzpartner ist unsportlich und riecht nach Zigaretten. Nach 15 Minuten ist sein Hemd durchweicht. Tapferer Kerl.



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Montag, 28. Juni 2010
[Familie]
Ich habe Verwandte, aber keine Familie.
Immer wieder bin ich überrascht über den Zusammenhalt, den manche Familien haben und auch leben. Da wird sich gegenseitig geholfen, unterstützt, beraten. Ich kenne das nicht. Stattdessen gibt es bei uns: Streit, Konkurrenz, Unausgesprochenes und ein "jeder für sich".

Unlängst anläßlich des monatlichen Hormontiefs darüber in Tränen ausgebrochen mit einem Gefühl tiefer Einsamkeit und gleichzeitig Inkompatibilität.
Hatte Mutter nicht gesagt, daß sie anläßlich der Ruhr 2010 zu einem Besuch kommen wollte? Hatte ich sie nicht gebeten, sich eine Veranstaltung ihrer Wahl auszusuchen? Und hat sie bis heute nicht konkret sagen können, was sie will und wann? Wie soll ich mich dann auf ihren Besuch einrichten? Urlaub nehmen? Wie soll das überhaupt funktionieren?
Überhaupt reist sie regelmäßig durch die Lande, könnte durchaus mal auf dem Weg für einen Tag oder eine Nacht Station machen. Stattdessen ist es immer kompliziert. Ja, und nach Berlin fährt sie natürlich lieber, da ist es ja auch schöner. Pech, daß ich in diesem kulturlosen und häßlichen Moloch wohne, nein, "mich verstecke". Ach.
Und ist es nicht so, daß meine Mutter, die sich ja immer so um mich gesorgt hat und mir so gewünscht hat, ich würde mich mal erholen, daß sie in den letzten 18 Jahren genau einmal da war, um für 5 Tage auf meine Katzen aufzupassen, damit ich ruhigen Gewissens verreisen konnte? Wenn ich in Berlin wohnte, wäre es wohl anders gewesen, aber so....
Nicht, daß ich mehr für sie dagewesen wäre, auch das tut mir irgendwie leid, aber sie läßt es auch gar nicht zu. Nicht einmal, wenn sie bei mir ist, läßt sie zu, daß ich für sie da bin, sondern verlangt nach meiner Bügelwäsche, damit sie etwas Sinnvolles tun kann.

Bin ich deshalb so irritiert, daß der Liebste stets so sorgsam mit mir umgeht, so voller Geduld und Zärtlichkeit steckt, daß ihm auch nach mehr als 5 Jahren nicht langweilig mit mir ist?

Seit ich ihn kenne, kann ich mir vorstellen, daß Familie auch etwas anderes sein kann, auch etwas Selbstverständliches und Leichtes, ohne all dieses schwierige Gedingse.




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Dienstag, 23. März 2010
[Träumschäum]
In letzter Zeit gehäuft schlimme Träume.
Diese Nacht fährt ein rücksichtsloser Autofahrer in einem Gebäudeinnenhof unter einem hierfür zu niedrigen Gerüst mit Karacho durch, das Gerüst stürzt, Einzelteile fliegen, verletzen fast den Liebsten, der sich gerade noch durch die Tür retten kann, durch die wir gerade im Begriff waren nach außen zu treten.
Dann Betrachten des Schadens, wir wollen die Polizei rufen, aber plötzlich wird der Liebste schon verhaftet, in Handschellen gelegt, ist ständig irgendwo festgekettet, am Hoftor, an einem Riesensofa, dann wieder nur frei mit der Handschelle am Gelenk.
Ich derweil panisch versuchend, Herrn Udo Vetter zu erreichen, wobei der Liebste meint, das sei doch unnötig und er würde seinen Notar anrufen, aber ich hysterisch kreischend versuche ihn vom Gegenteil zu überzeugen.

Irgendwann wach, weil Seniorkatze in der Küche in den Joghurtbechern* rührt. Schleppe mich zum Bett des Liebsten, der liegt da, friedlich, ohne Handschellen, weiß von gar nichts. Erleichtert.



*Die Joghurtbecher sind in einem kleinen Brett eingelassen, das an den Seiten auf zwei Füßen steht, alles in Katzenhöhe. Ich befülle sie mit Trockenfutter, damit Seniorkatz nicht bloß ihren Kopf in den Napf zu halten braucht, sondern sich das Futter aus den Bechern angeln muß

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Dienstag, 16. März 2010
[FIMO]
Plötzlich gestern vor Augen, das kleine Fohlen aus FIMO, braun mit weißer Blesse, das Tine gemacht hatte. Es lag dort friedlich auf einer grünen Unterlage auf dem Regalbrett. Daneben die kleine Schale mit selbstgemachtem Emaille. Vor einer Reihe Karl May-Bücher.

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Maulwurfshaufen im Garten. Gehörten irgendwie dazu, ich ging nie davon aus, daß sie störten.

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Die Narben meiner Kindheit. An der Innenseite des Fußes, aufgeschnitten an einem Wellblech. Die am Knie, Schlittschuhlaufen im Winter. Die andere: gestürzt im Sommer.

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Meine Mutter vor Familienfeiern auf den Knien mit der Hand den Teppich shampoonierend. Die Verwunderung, wenn andere es bei uns schmutzig fanden, ich fand es normal und die anderen in ihrer Reinlichkeit übertrieben. Meine Mutter, die sich für den Schmutz und die Ärmlichkeit immer schämte.
An mich vererbt, jetzt Nahrung für die spießigen Seelenfresser im Erdgeschoß. Und nicht nur die.

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Der Gartenbereich mit den Kieselsteinen. Wir suchten immer die heraus, mit denen man auf den Gehwegplatten malen konnte. Von weiß über ocker bis dunkelrotbraun.

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Die alte Haustür mit dem großen Schlüssel. Wir hatten keine Klingel. Als wir ein Telefon bekamen, war es ein tolles Spielzeug.


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Der Wandschrank in der Küche, irgendwann beklebt mit einer Holzimitat-Tapete. Dahinter das Schwarzbrot vom Dorfbäcker, Butter und die selbstgekochte Marmelade.


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Der alte Ofen in der Küche. Wir hatten keinen Keller, aber einen Raum, der war Werkstatt und Brikettlager.
Werkstatt immer unaufgeräumt und unsortiert. Werkzeug immer rostig. Werken immer Improvisation.

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Der Dieseltank im Hof. Ich liebte den Geruch.

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Auf dem Trekker mitfahren.
Auf der Wiese Butterblumen pflücken.

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Kälberstall. Die Kälber, die die ganze Kinderhand in den zahnlosen Kälbermund einsaugten.
Heute Herzschmerz beim Gedanken, daß sie so früh von der Mutter getrennt wurden.
Überhaupt Kälber. Kälbergeburten. Wie die weichen Hufe herausschauen. Dieses Werkzeug, wenn es schwer ging, ein Seil um die Beinchen gebunden und mit der Ratsche herausgezogen, bis es plötzlich in einem Rutsch herausflutschte. Abreiben mit Stroh.
Wie das Kalb dann irgendwann zitternd und ungelenk auf allen Vieren steht.

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Der Nußkuchen meiner Oma. Mit Gries.
Und Suur Supp, saure Suppe mit Mehlklößen und Backpflaumen. Weißbrot mit dick Butter und Zucker oben draufgestreut, das gab's nur bei der Oma. Umarmungen nie.
Oma, hüftlanges Haar, immer akkurat hochgesteckt.
Manchmal schlief sie auf dem Sofa ein und schnarchte mit offenem Mund, während ich bei ihr fernsah.
Fernsehen und Süßigkeiten gab's bei Mutter nicht. Dafür Umarmungen, Singen, Vorlesen.

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Der Garten hinter dem Haus.
Dann die Hauskoppel, das Feld, das sich direkt anschließt.
Heute ein Neubaugebiet.

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Da waren auch die Schuppen, Lagerplätze für Heu, Stroh, die rostigen Maschinen.
Für alles einen Platz. Für die Misthaufen, für die Rüben, für die Strohballen.

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Spielen auf den Strohballengebäuden, Zimmer bauen, Möbel bauen, verstecken.

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Junge Möhren aus der Erde ziehen, an der Hose abputzen. Sand, der zwischen den Zähnen knirscht.

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Mein Fahrrad ist ein Pferd und ich reite durch die Felder, über die Hauskoppel, dann links bis zur Gabelung, dann rechts an den Weiden vorbei, dann wieder links. Weiter nicht. Weiter ist zu weit.
Dann zurück.

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Schlüsselblumen am Kanal. Himmelschlüssel nennt Mutter sie. Die abschüssigen Wiesen. Im Winter Rampen zum Schlittenfahren.


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Der Radweg ins Nachbardorf, damals so weit. Zum Badesee. Immer nur bis zur Nichtschwimmerbegrenzung. Pommesbudenduft geschnuppert. Niemals selbst Pommes gegessen, dafür war kein Geld da. Im Sommer manchmal Eis.
Warum eigentlich Eis und keine Pommes?

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Die vier großen Linden vor dem Haus. Laubfegen im Herbst. Satte, hellgrüne Blätter im Frühsommer, dunkelgrüne Blätter im Spätsommer. Sich in der Luft um sich selbst drehende Lindenblütenreste, die zu Boden fallen.


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Flieder im Garten.
Ostereierverstecken. Der Vater versteckte sie immer, manche auch im Geäst des Flieders.

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Sonntagsfrühstück. Immer festlich gedeckt. Manchmal frische Apfelbrötchen.

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Frage mich, wo wohl das FIMO-Fohlen geblieben ist. Verlorengegangen, irgendwann, irgendwo, da wo auch die zerbrochene Kindheit hin verloren ist.
Manche können ja zurück in das Haus ihrer Kindheit, finden dort die Erinnerungen, bewahrt von den Eltern, schau mal hier, oder auf dem Dachboden.
Ich habe fast nichts aus meiner Kindheit, ein paar Kinderbücher, mit ungelenker Hand mein Name hineingeschrieben, bemüht um Schönschrift, kringelig und rund oder unten abgeflacht, weil auf einem Lineal entlang, aber trotzdem schief.
Die Bücher und Bilder in meinem Kopf.





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Montag, 15. März 2010
[Dies & Das]
Neulich einem Mißverständnis erlegen als ich der Kollegin meinen neu zusammengestellten Ring zeigte und sie nickte und todernst sagte, "hmhm, und passend zu den Fingernägeln" und ich schloß messerscharf: Ring mit schwarz, Fingernägel schmutzig, da muß ich was tun!
Seitdem mit Akkuratesse Fingernagelpflege betrieben, poliert, lackiert, gefeilt und immer schön mit dem weißen Stift gegen den Schmutz angearbeitet, bis sich klärte, sie meinte gar nicht schwarz&schwarz, sondern den am Vortag getragenen Rosenquarz, der so schön zu den roséfarbenen Fingernägeln gepaßt habe.
Naja, saubere und gepflegte Nägel als Nebeneffekt sind ja auch nicht schlecht, aber ohne schlechtes Gewissen dabei eigentlich auch angenehmer.

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Beim Tanzen sozusagen eine weitere Klasse aufgestiegen. Nun bei den alten Hasen dabei, zwei davon nahmen uns unter ihre Fittiche, sehr nett, herzlich und erfrischend unkompliziert (allerdings dafür didaktische Nieten - man kann nicht alles haben). Darüberhinaus Aussicht auf Training bei einem S-Klasse Paar.
Ja, ich glaube, wir tanzen mittlerweile wirklich gut.

Bemerkt, daß ich tatsächlich bei einem Paar Tanzschuhe nun die Absatzflecken abgetanzt habe.

Weiters gesehen, daß man sich in England Tanzschuhe nach Wunsch fertigen lassen kann.
Ok, das wäre dann wohl doch zu viel des Guten..

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Das vermißte Paket aus Übersee ist nun doch endlich angekommen. Beim Zoll waren die Beamten wieder so unglaublich zuvorkommend. Frage mich, ob die sich in einem Geschäft wohl auch so anbrummeln lassen würden.

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Das erste Mal etwas über eine Menstruationstasse gehört. War erst befremdet, dann neugierig. Könnte man ja mal ausprobieren.
(Nein, die Tasse ist nicht zum Trinken)

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Undercover Facebook-Account eröffnet.
Mal gucken.

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Gartenschlauch gekauft, weil er mich im Baumarkt so angelacht hat für 10,- EUR. Daheim dann Balkon auf Hochglanz geschrubbt. Frühling: bitte kommen!

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Dem Obdachlosen mit dem Frettchen gegen meine Prinzipien schon zweimal Geld in die Hand gedrückt. Ihn gefragt, wo sein Frettchen sei, er meinte, es sei bei seiner Freundin, Passanten hätten ihn der Tierquälerei beschuldigt, weil es doch zu kalt sei für das Tier.
Mag ihn irgendwie.

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Besuch gehabt. Dafür die Wohnung zu 1/3 aufgeräumt und geputzt. Festgestellt, daß sie dann wirklich was hermacht, die Wohnung.
Nur das Wohnzimmerkonzept geht immer noch nicht auf.

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Der Mann der Freundin hat sich ein Spielzeugauto gekauft und ich verspürte dann doch einen leichten Stich, weil der Liebste immer so dagegen ist, gegen Auto, gegen Protzerei, erst Recht gegen so ein Auto, dafür gibt er wirklich unglaublich viel Geld für sein Hobby aus, das er für sich alleim im Stillen betreibt. Und während die Freundin dann mit ihrem Mann Spritztouren nach Wasweißichwohin macht, schweige ich. Freue mich trotzdem für die beiden.

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Gewissensfrage. Ich kann mit der Bahn bequem und pünktlich in die Arbeitsstadt zum Sportstudio fahren und vor allem kostenlos. Die Mitturnerin, die unbedingt mit dem Auto fahren will und mich und noch jemanden mitnimmt, will dann für die Fahrt Geld haben. Soll ich beim nächsten Mal die Bahn nehmen?

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Stunde bei Lieblingsnachwuchstrainerin besucht und enttäuscht gewesen. Ringe jetzt nach den richtigen Worten für sachliche Kritik und merke, wie schwer es mir fällt - sie hat in letzter Zeit schon viel (unberechtigterweise) einstecken müssen.

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Komme langsam in Gang, Dinge wieder zu regeln, die zähe, dunkle Winterdepressionsphase scheint fast überwunden.
Plan: Lohnsteuerjahresausgleich => Geld => Coaching => Verbesserung der beruflichen Situation


tbc


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Dienstag, 19. Januar 2010
[Angst]
Seit der Mann der Kollegin plötzlich verstorben ist, plagen mich ständig Ängste.
Die ersten Wochen war es besonders schlimm, jeden Tag hatte ich morgens, mittags, abends Angst, dem Liebsten könnte etwas Schlimmes geschehen, wir könnten uns streiten, und dann nie wiedersehen.
Zum Glück hat das nachgelassen, aber dann ist es irgendwie wiedergekommen.
Die Frau vom Kollegen des Liebsten ist krank, Fieber, Krankenhaus: Angst, sie könnte sterben.
Der Liebste muß mit dem Zug beruflich irgendwohin: Katastrophenphantasien.
Der Liebste muß mit dem Auto zu einem Kunden: Angst, er könnte einen Unfall haben.
Die Katze strauchelt: Angst, sie liegt am Morgen dann vielleicht leblos in ihrem Körbchen.

Der Gedanke des Verlustes, etwas Liebes zu verlieren, ist mir jetzt, wo ich doch mein privates Glück gefunden habe, unerträglich.



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Freitag, 6. November 2009
[das Böse]
Das Böse hat keinen Grund, hat Steve immer wieder mantraartig wiederholt, das Böse hat keinen Grund.

Die Geschichten, die er zur Illustration heranzog schienen das zu belegen, eine rationale Erlärung gab es nicht für das, was da geschehen war.

Es gibt aber auch andere Situationen im Leben, wo man dem Bösen begegnet oder von ihm hört.
Ich meine damit Situationen, die durch Leute entstehen, die so unglaublich dreist sind, andere zum eigenen Vorteil unterdrücken, lügen, mobben und damit unbeschadet durchkommen. Alles schreit zum Himmel, die Ungerechtigkeit, die Bösartigkeit, die Verschlagenheit, einfach alles. Und sie kommen trotzdem durch, weil sie die Fäden in der Hand halten oder weil sie diejenigen beeinflussen, die die Fäden in der Hand halten.

Ich habe keinen Weg gefunden, damit zurechtzukommen. Alles in mir ballt sich zusammen, wenn ich solche Geschichten höre. Ich möchte dann für die Gerechtigkeit kämpfen und sehe doch keinen Weg, fühle mich machtlos und klein und voller Wut und Empörung.

Am besten ist es, wenn man den Dunstkreis solcher Leute verläßt, wenn es möglich ist, und am besten nicht zurückkehrt. Und dann möge man beten, daß ihnen Gerechtigkeit widerfährt, auf welche Art und Weise auch immer.

Komme mir keiner mit Psychologie, schwerer Kindheit oder Selbstwertproblematiken, sowas habe ich alles selbst und ich mache auch niemanden fertig deswegen.

Beispiele?

Ich hatte mal einen Studentenjob in so einer Brauereikneipe. Es war Knochenarbeit und ich war jung und brauchte das Geld. Ich war auch gut und habe mich nie beklagt. Dann wechselte der Verantwortliche für den Einsatz des Servicepersonals. Er konnte mich nicht leiden, obwohl ich doch nichts getan hatte, um ihm zu mißfallen. Ich mißfiel eben. Und dann kam der Tag, an dem sein perfider Plan aufging und ich wurde rausgeworfen, weil ich angeblich nach Schichtende die Tische nicht ordentlich abgewischt hatte. Es war eine dreiste Lüge und dieser Mann hatte alle Möglichkeiten, das zu manipulieren, die Tische zu verschmutzen und sie dann dem Geschäftsführer zu zeigen. Der zeigte sich sehr enttäuscht von mir und ich war nicht nur geschaßt, sondern auch mein Ruf als gute Servicekraft war ruiniert.
Aber ich saß am unteren Ende der Kette. Alle hilflosen Versuche, das richtigzustellen, schlugen fehl. Mußten fehlschlagen, denn mal ehrlich, wenn man etwas auf jemanden hält und der wischt die Tische einmal nicht richtig ab, dann sagt man "Na, das machste aber in Zukunft bitte ordentlich" und das war's.


In der ehemaligen Firma des liebsten herrschten schlimme Zustände. Der GF fühlte sich berufen, die Firma mit Visionen zu beglücken, während das operative Geschäft gerade völlig in die Binsen ging und die Umsätze stetig sanken. Sein erklärter Liebling, die Dame aus der Kaufmännischen Abteilung, wurde von ihm dazu auserkoren, ihm bei seinen strategischen Visionen als Muse zu dienen. Sie bekam ein exorbitantes Gehalt und durfte ihre Stunden aufstocken von Teilzeit auf Vollzeit. Dabei muß man wissen, daß die Dame eigentlich nie arbeitete und während sie privat ein Haus baute, war sie so gut wie nie in der Firma, hatte aber -wunder-wunder- unglaubliche viele Überstunden und noch den gesamten Jahresurlaub vom Vorjahr und war immer "total überlastet". Ihre zwei Mitarbeiter, eine Zeitarbeitskraft und eine Azubine bewältigten das Tagesgeschäft, denn die Frau war nicht in der Lage, das Buchhaltungsprogramm zu bedienen und erlaubte sich unglaubliche Fehler und Ausreden, insbesondere, wenn es darum ging, Kennzahlen für die Unternehmenssteuerung herauszugeben, was eigentlich schon an ein unmögliches Unterfangen grenzte, denn all ihre Excel-Berechnungen strotzten nur so vor Fehlern.
Während die, die die eigentliche Arbeit im Unternehmen verrichteten, in Kurzarbeit gehen mußten, blieb die wichtige Geschäftsleitung natürlich Vollzeit im Amt und strich auch immer schön die großen Gehälter der vor sich hinsterbenden Firma ein.
Ich habe wirklich gewünscht, daß sie pleite gehen, aber leider, leider sind meine Gebete nicht erhört worden. Diese Geschichte kann ich nur oberflächlich erzählen, nur am Rande sei erwähnt, daß diese Frau natürlich alle schikanierte und dabei volle Rückendeckung vom GF genoß. Wenn sich jemand beschwerte, war er der Böse. Und der GF war natürlich außerhalb jeglicher Diskussion. Und eigentlich gibt es den Laden nur noch, weil sich ein paar ewig Dumme dort immer noch den Ar*** abarbeiten für einen Hungerlohn.
Zum Glück gehört der Liebste schön länger nicht mehr dazu und nur ab und zu tropfen die Informationen durch. Sie kommen einfach durch mit ihrer Masche, ohne daß ihnen der Laden unterm Hintern zusammenbricht. Es scheint unglaublich, aber es ist die Wahrheit.

Nun hat im Fitness-Studio meines ehemaligen Vertrauens eine fachlich komplett inkompetente Dame die Leitung des Kursbereichs übernommen.
Diese Leitung besteht darin, daß sie den Kursplan einmal komplett umgeworfen hat, ihr willfährige Trainer wurden mit vielen Stunden belohnt, und tatsächlich gute Trainer wurden an den Rand gedrängt und eine wurde sang- und klanglos verbannt, einfach so. Die Frau behauptet, daß dieses Mädchen in eMails und SMS angeblich schlecht über sie gesprochen hätte. Allein: das ist doch lediglich Hörensagen, Beweise gibt es nicht. Die dumme Geschäftsführernulpe glaubt alles 1:1, hat keine Lust auf Zickenterror und sagt, na gut, dann geht sie halt, kommt halt jemand anders und gibt die Kurse. So einfach ist das.
Innerhalb von zwei Monaten ist das Qualitätsniveau rapide gesunken. Trainer geben Kurse mit Übungen, die Verletzungspotenzial bergen, während man mit dem Begriff "Health" im Namen etwas anderes vermittelt, unausgewogen, hingeschmuddelt. Neues Material wird angeschafft: Billigkram. Die Musikanlage und/oder das Mikro fallen ständig aus, meine Lieblingskurse auf das gröbste zusammengestrichen.
Überflüssig zu sagen, daß man als Mitgliedervieh niemals jemanden zu sehen oder zu sprechen bekommt, der dort Verantwortung trägt. Der Geschäftsführer ist nur da, wenn er Lust hat, der Laden läuft ja irgendwie von alleine, die Kursbereichsleitung ist irgendwie auch nie da, es gibt keine eMail-Adresse, keine Telefonnummer, nichts, es ist einfach nicht vorgesehen, daß man sich beschwert. Zahlen und hingehen oder auch nicht.
Und was dort im Hintergrund geshieht, mit kleinen Nachwuchstrainerinnen, deren Nase der neuen "Leiterin" einfach so nicht paßt, das bekommt keiner mit, alle denken sich "schade", aber sie machen einfach weiter, einfach so und eigentlich, wenn ich ehrlich bin, will ich's gar nicht wissen, denn ich könnte solchen Leuten einfach nur ins Gesicht kotzen, mir wird schlecht bei soviel Bösartigkeit.



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Mittwoch, 17. Juni 2009
[Tag der verschluckten Gehässigkeiten]
An manchen Tagen gehen mir lauter böse Kommentare durch den Kopf, die, spräche ich sie aus, wohl zusammengenommen einen Weltkrieg auslösen könnten.
Ja, ich bin mir bewußt, daß das wahrscheinlich daran liegt, daß ich mit mir selbst dann nicht im Reinen bin, denn wer das ist, also im Reinen mit sich, der kann auch gerne großzügig sein und andere sein lassen, wie sie sind. Aber manchmal kann ich das nicht. Ganz heimlich, versteht sich.

Morgens könnte ich dann direkt die Augen verdrehen.
Das Treppenhaus ist zu sauber, der Bahnhof zu dreckig. Die Bäckereifachverkäuferin hört wieder schlecht. Ey, Du intraorbital infraluminierte Person, ich komme fast jeden Tag hierher und kaufe fast immer das gleiche und Du hast das immer noch nicht gecheckt?
Am Bahnhof die Schulklasse mit ihren desillusionierten Pädagogen. Ey, könnt Ihr nicht vorne einsteigen? Gleich beim Lokführer und dem auf die Nüsse gehen? Wer erlaubt den Kindern eigentlich schon Strähnchen vom Friseur und Ohrringe? Und Du, Du kleiner Wicht, weißt Du eigentlich, wie lächerlich Du aussiehst mit der Kippe? Hm? Hat Euch Eure Mutti nicht gesagt, daß man auch mal die Fresse halten muß?

Der Kollege im Fahrstuhl, der allen Ernstes den Knopf für die erste Etage drückt. Na, gestern zuviel Sport gemacht, daß Du die eine Etage nicht auf der Treppe bewältigst? Behindert? Krank? Schlecht geschlafen? Hm? Ich schon! Ich will aber in die vierte, Du Loser!

Und die Kollegin da, was stellt die eigentlich immer mit ihren Haaren an, daß die so scheiße aussehen? Die soll mal den Friseur wechseln und am besten gleich noch eine Typberatung machen. Mann, mann, mann, die ist doch Akademikerin, ist es da zu viel verlangt, sich einen anständigen Friseur zu suchen? Und wo wir dabei sind: überschminkte Pickel sieht man trotzdem. Und: überschminkte Pickel sehen scheiße aus. Es gibt Hautärzte. Es gibt Produkte gegen sowas. Die gibt es aber nicht im Drogeriemarkt, capice?

Und was pickt die denn da am Salatbuffet herum. Hier ein itzibitzibischen und dort ein itzibitzibischen. Ey, mach mal Platz da, Du stiehlst mir meine Lebenszeit!
Boa, und da hat wieder einer in der Küche nicht gewußt, wohin mit den Zwiebeln. Die sollten Zwiebelsalat anbieten, ist bestimmt total beliebt bei Alt und Jung! Am besten noch Zwiebelsalat all you can eat.

Dann der da, dem hat seine Mutter wohl auch nicht beigebracht, wie man sich bei Tisch benimmt. Nein, nicht den Mund zur Gabel! Gabel zum Mund, Du dumme Nuß! Wer hat Dich hier eingestellt? Ist ja voll eklig.

Und der Nebenmann, der diese neuzeitliche Erfindung namens "Deo" noch nicht kennt. Mann, ey, Du arbeitest hier nicht alleine, ok? Wenn das Dein Homeoffice wäre, könntest Du von mir aus Jahre nicht duschen, wäre mir total egal, aber es gibt sowas wie Regeln im sozialen Miteinander, capice?

Wie sie dann alle bei der Currywurst mit Pommes anstehen, als seien sie kleine Kinder, die sich heimlich das Zeug reinziehen müssen, damit Mami zu Hause das nicht merkt und sie können sagen, daß sie ja doch so gesunde Sachen zum Mittag hatten. Und dann über gesunde Ernährung referieren wollen oder was? Und Sportexperte sein wollen, diese Passivsportler, die nur im Fernbedienungdrücken und Fußballklugscheißen gut sind.
Überhaupt: die sehen alle Fernsehsendungen, da kippste hinten über. Wahrscheinlich steuern die nach Feierabend direkt das Sofa an und ziehen sich den Scheiß rein.

Und diese ganzen verspießten Meinungen, die die sich dann da rausziehen. Draußen alles Verbrecher, alle außer Mutti. Ihr geht mir so auf die Eierstöcke!

Ich könnte ewig weiterlästern, ehrlich, aber ich schlucke alles runter, einfach weg und am Abend versuche ich das beim Sport wieder auszuschwitzen, in dicken Rinnsalen, die mir sonstwo runterlaufen, am liebsten da, wo's am Dunkelsten ist.


Ende der Durchsage.



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Freitag, 27. März 2009
[+-]
Ich mag das nicht, das Selbstmitleid.
Aber trotzdem kommt es immer wieder.
Obwohl: wo ist der Unterschied zwischen Leid und Selbstmitleid?
Heute denke ich: draußen wird es Frühling, in mir ist Winter. Ist das Selbstmitleid? Dieses stumpfe Gefühle, voller Trostlosigkeit und Desillusionierung?

Da gibt es ja diese Theorie, daß einen das am meisten an anderen aufregt, was bei einem selbst verborgene Baustelle ist. Angesichts dessen sollte man schon mal den Rand halten, auch wenn einem nach Aufregen ist, wenn da andere ihr Selbstmitleid und das immerwährend Wiederkehren der gleichen frustrierenden Episoden in ihrem Leben nahezu zur Kunstform des Bloggens erheben.
Ja, so richtig aufregen kann mich das, so sehr, daß ich manche Sachen gar nicht mehr lesen mag.
Aber sie sind ja nicht weg, da liegt einfach nur ein Deckel auf dem Kochtopf und es ist nur eine Frage der Zeit, wann es zu zischeln beginnt und erster Dampf austritt.

Warum regt es mich also auf, wenn andere so gravierende Offensichtlichkeiten ignorieren?
Bin ich genauso? Und drehe ich mich einfach immer weiter im Kreis, um letztlich immer wieder an dem gleichen Punkt anzukommen, den der immerwährend wiederkehrenden frustrierenden Episoden?

Es gibt ja auch noch diese andere Theorie, die vom Wiederholungszwang. Man macht die Sachen immer genauso, wie man sie macht, immer wieder rennt man gegen die Wand.

Steve hat das mal so ausgedrückt: Du kriegst 'nen Tritt in den Arsch und dann heulst Du.
Beim nächsten mal denkst Du Dir, Du paßt besser auf, aber Du bekommst wieder einen Tritt in den Arsch.
Und nach dem zehnten Mal, da tust Du Dir ein Polster in die Hose, damit's nicht so wehtut. Aber Du bekommst Deinen Tritt und Du heulst eben wieder.
Du bekommst so lange Deinen Tritt in den Arsch, bis Du stirbst oder bis Du endlich einsiehst, daß Du diesen Weg nicht mehr gehen willst und siehst, da ist noch ein anderer Weg, der mit genug Abstand zum Tretenden, oder der, wo der Tretende gar nicht ist. Irgendwie so.

Ich bekomme also meinen Tritt in den Arsch. Und andere auch. So ist das. Ich habe mit einigen kein Mitleid, aber sie ja auch nicht mit mir.
Manche möchte man einfach zurücktreten, aber die Dee sagt, es gleicht sich alles aus im Leben, ganz von selbst.




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