Samstag, 4. Februar 2012
[So ist das also...]
Da denken Sie vielleicht, all der Glitzer und die schönen bunten Kleider und alles wunderbar, das mit dem Turniertanzen, aber heute wurde dann mit einem Din A4 Ausdruck eigentlich die Absurdität des ganzen überdeutlich. Aber wo beginnen?
Irgendwo tief im Westen, aber dann doch ab vom Schuß, dort, wo nach 500 Metern dann die Wiese beginnt und die Landstraße eine Schneise durch die graue Winterszenerie zieht, dort, in der Schulaula einer Fördereinrichtung, dort hing dieser Zettel.
Aber vorher mußten wir erstmal da rein. Es hatte wohl keiner daran gedacht, Wegweiser aufzuhängen, also irrten wir zunächst etwas herum. Dann waren wir zu früh (Anfängerfehler!) und es gab noch keine Startnummer.
Vereinsmitglieder dekorierten, Kinderzeugs wurde mit rotem Samt abgedeckt, Kunststoffbehälter voller selbstgebackener Kuchen stapelten sich am Buffet, unbeholfene ältere Herren waren mit dem Arrangieren überfordert, es dauerte gefühlte Stunden, bis ich einen geschmacklich äußerst fragwürdigen Kaffee bekam, alles ist etwas provisorisch bei solchen Veranstaltungen, aber das hat auch einen gewissen Charme. Und dann der Zettel: "Tänzermenü 2,50 €", darunter: "Würstchen mit Kartoffelsalat". Das, meine verehrte Damen und Herren, ist offenbar die Grundlage des tänzerischen Erfolgs. Gesunde Ernährung? Frische Lebensmittel? Was soll der neumodische Kram? Kuchen, die seit Generationen, also seit ich mich entsinnen kann, im Orbit des Rezeptetauschens kreisen, darunter Klassiker wie Käsekuchen mit Mandarinenstückchen (heute in zwei Varianten), Rhabarber mit Baiserhaube (leider zu süß), Butterkuchen mit Mandeln (leider zu dünn), Brötchen mit Käse, Schinken oder Salami und der vereinsübergreifenden Verzierung aus gefächerten Gürkchen und eben der Kartoffelsalat mit Würstchen.
Rentner eiern mit Gehwagen oder ohne an ihre Plätze, eigentlich, so denke ich, ein richtiger Pro-Tipp für ältere Leute: günstiger Kuchen und Show-Programm für den ganzen Tag, und das ganz ohne Eintritt.

Umkleide ist in der Schulkantine. Noch haben wir es gut, in der untersten Klasse starten die Turniere zu Beginn des Tages, das heißt, man hat noch freie Auswahl, wo man sich breit machen kann. Auch gut: es gibt noch nicht so viele Zuschauer, die dem bizarren Treiben beiwohnen möchten, die Kleiderordnung verbietet Glitzer und Zierrat, die dargebotenen Leistungen haben auch noch Potenzial nach oben, um das mal so zu sagen.

Und dann merkt man auch deutlich seine Lücken im Showteil: ja, wohin verbeugen wir uns eigentlich? Und wie, verdammt, verbeugt man sich gekonnt? Andere Paare machen richtig Tamtam mit Drehungen und Hastenichtgesehen, wenn Sie mich fragen dem Rahmen und der Klasse nicht recht angemessen, aber wer's mag.... Und dann Lächeln, Lächeln, hat die Trainerin gesagt, nicht: böse gucken. Und nicht: Augen verdrehen, wenn man gerade wieder mitbekommt, daß der Mann einen Blackout hat und man denkt, omg, was tanzt der denn jetzt, oh nein, jetzt die Ecke, was wird er wohl tun, und oh, nein, was war das denn jetzt, omg, omg, omg, wenn das mal gut geht. Nein, ich soll freundlich gucken und lächeln. Habe ich auch gemacht. Dachte ich. Der Vereinskollege, der zufällig auch da war und eine Gruppe nach uns startete, meinte aber: nein. Scheint also ein Muskeln zu sein, der beim Tanzen nicht funktioniert. Noch nicht.

Alle sind ernsthaft bei der Sache, Turnierleiter, Beisitzer, Wertungsrichtiger, alles höchstwichtig. Keiner scheint zu merken, wie bizarr das ist, ich meine, wir sind hier am Rande der Welt sozusagen, ich habe die Haare schön, andere Frauen sind aufgetakelt wie zum Karneval, aber die Realität besteht aus Tänzermenü und Kantinenumkleide. Scheint aber keinen zu stören.

Und das ist vielleicht auch das Geheimnis des Ganzen. Viele Leute, die an solchen Veranstaltungen mitwirken und dem sportlichen Rahmen Leben einhauchen, eben mit Selbstgebackenem und indem sie ihre Oma mitbringen und andere die Kinder. Man macht es sich schön und deckt die Kaffeetafel und sei es eben mit Tänzermenü und man macht ein wenig Brimborium, damit auch Leute wie wir ein wenig das Gefühl haben, und sei es auch nur für kurze Zeit, im Rampenlicht gestanden zu haben. Einmarschieren, Verbeugen, Tanzen, Verbeugen, nochmal Tanzen, Verbeugen, Ausmarschieren, Siegerehrung, Posieren für das Foto mit der Urkunde und dem Geschenk - diesmal zum Glück kein Sekt! - fertig.
In der Runde danach Vereinskollegen anfeuern (muß ich auch noch üben und sei es nur, im richtigen Moment zu klatschen).

So ist das also.
Und nächste Woche nochmal.


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Mittwoch, 12. Oktober 2011
[der Verein]
Nun sind wir also im Verein.
Im Vorfeld gab es viele Vorbehalte.
Sie werden über uns lachen, weil wir zu schlecht sind oder sie werden uns hassen, weil wir zu gut sind.
Verein, Klüngelei, Gruppenzwang, Horror.
Aber es ist alles durchweg positiv - überraschend positiv.
Im Unterricht herrscht eine konzentrierte Atmosphäre. Es wird nicht gequatscht. Wenn man Fragen hat, kann man fragen, aber ansonsten ist jeder still.
Es wird erwartet, daß man sich die wesentlichen Informationen aufschreibt und nachtrainiert.
Bei unserem Einstand - zusammen mit einem anderen neuen Paar, hat sich nur eines der anderen Paare vorher verdrückt. Mit den anderen habe ich nacheinander ein paar Worte gewechselt, Namen erfragt (Alkohol hilft mir hier eindeutig, die Scheu zu überwinden) und durchweg herzliche Willkommen geerntet. Der Trainer gab sich unerwartet entspannt, wo er doch sonst immer ernst und streng und auch ein wenig gelangweilt wirkt und sprach einen Toast mit einem dreifachen "Quick-Quick-Slow". Seine Frau wirkt freundlicher und auch verbindlicher.

Die erste Privatstunde haben wir auch gemacht. Es ging uns darum zu erfahren, wo wir stehen, an welchen Aspekten wir arbeiten sollten - die Außensicht ist da ja hilfreich. Und dann ging es direkt mit klaren Ansagen los. Der Trainer ist kein Freund von Geschwurbel oder Witzigkeit. Wir müßten wissen, was wir wollen. Sie haben sich überlegt, was realistisch sein könnte und das wäre ein wichtiges Turnier im Februar. Was bedeutet: intensiv trainieren bis Ende Dezember, ab Januar die ersten Probeturniere. Klamotten besorgen. Endrundentraining mitmachen, um mit dem Streß klarzukommen und Kondition zu erarbeiten. Kann auch sein, daß es nicht klappt, sagt er, ist ja auch eine Frage der Kommunikation, sprich: ob er uns vermitteln kann, was er will und ob wir es umsetzen können. Die Stunde selbst war inhaltsreich, zwei Tänze, zwei Folgen und Ansage zum üben.
Haben wir gemacht.
Soweit zu Standard.

Dann das erste Lateintraining. Die Nemesis. Immerhin kannten wir einen Teil der Folge schon, aber unser Timing war schlecht, die Richtungen verwischt und es ist so vieles unklar und unsicher, daß die Stunde in kompletten Streß ausartete. Der Trainer auch ein Freund klarer Ansagen, aber auch ein Lob war immerhin drin "Ihr lernt schnell, das gefällt mir."
Hinterher etwas mutlos gewesen.

Beim freien Training dann etliche Paare, die auf uns zukommen, uns als Neulinge identifizieren, uns begrüßen, sich vorstellen, durchweg alle freundlich, sagen, sie hätten ja auch mal angefangen und wenn wir Fragen hätten etc. Die persönliche Freundlichkeit ist also vollkommen unabhängig vom tänzerischen Können. Und auch sehr schön: sie sagen nicht "das und das müßt ihr besser machen oder anders", sondern heben das Gute hervor, sagen "Ihr tanzt schön zusammen, keiner zieht am anderen" oder "Es sieht richtig nach Walzer aus - könnte man auch ohne Musik erkennen".

Abends im Bett spricht der Liebste erstmals von seinem eigenen Ehrgeiz, den er unterdrücken müßte. Ich bin überrascht - hielt ich ihn doch für den unehrgeizigsten Menschen überhaupt.

Es war eine gute Entscheidung.
Und nun versuche ich selbst, nicht zu ehrgeizig zu sein, sondern mich vielmehr darauf zu konzentrieren, meine Sache gut zu machen und bei Fehlern nicht zu verzagen.


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Montag, 4. April 2011
[gestrichen]
Manchmal werden einem ja auch Entscheidungen abgenommen.
Zum Beispiel jene, welchen der Tanzclubs wir aufgeben.
Denn nun hat die Chefin den Club gestrichen, den wir auf keinen Fall aufgegeben hätten mit der Begründung, daß sich dieser nicht rechne bzw. nicht mehr rechne.
Die Hintergründe sind etwas komplexer, allein die Auffasung ist natürlich interessant, die dahintersteckt bzw. die Interessen, die hier kollidieren.
Einerseits wurde diese "Leistungsgruppe" ins Leben gerufen, um Leuten etwas zu bieten, die weiterkommen möchten und andererseits, um etwas "aufzubauen". Da stellt sich natürlich die Frage, wie man das kalkuliert und ab wie vielen Leuten sich das rentiert. Bei zu vielen Teilnehmern stimmt der Betreuungsschlüssel aber auch nicht mehr und bei zu hohen Kosten kommen keine Leute.
Egal.
Gestrichen ist gestrichen. Und da offenbar jede einzelne Stunde break even erreichen muß und Quersubventionierung ein Prinzip ist, welches nicht verfolgt wird, stehen nun zwei Paare vor ihrem ersten Turnier in zwei Monaten und haben aber keine (betreute) Trainingsmöglichkeit mehr. Beste Voraussetzung dafür, gute Paare zu halten. Auch beste Voraussetzung, ein Aushängeschild für die Tanzschule oder den wieder ins Leben zu rufenden Verein zu haben, einen Grundstock, der wachsen kann. (Finde die Ironie).

Und auch der Plan, die Leute von einem Wochentag auf den nächsten umzushiften geht nicht auf: denn tatsächlich können nicht alle Leute an allen Tagen. Sowas aber auch.

Beginnen wir also nach Pfingsten mit der Suche nach einer adäquaten Trainingsmöglichkeit.

Und bis dahin natürlich ungern bereit, meine Arbeitskraft weiterhin kostenlos der Tanzschule zur Verfügung zu stellen. Ist ja sozusagen auch eine Form der Subventionierung. Von wegen Geben und Nehmen.

***

Gestern, sehr rührend! von dem älteren Herrn, den ich für 6 Wochen gecoacht habe und dessen Frau eine sehr liebe Aufmerksamkeit für meine Zeit und meine Geduld bekommen. Nunja, nicht ganz meinen Geschmack getroffen, aber die Geste zählt. Definitiv.



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Montag, 28. März 2011
[Geben und Nehmen]
Ich tanze ja nun seit einigen Jahren in ein und derselben Tanzschule.
Und weil uns das einmal in der Woche nicht gereicht hat, haben wir aufgestockt, erst auf zwei, dann auf drei Termine in der Woche. Dazu dann vielleicht noch den einen oder anderen Kurs kurzfristig dazu.
Das läppert sich also. Alleine an Zeit.
Früher konnten wir auch mal eine Übungsstunde einflechten, jetzt fehlt dafür entweder unsere Zeit oder in der Tanzschule, die momentan ganz gut läuft, ein freier Raum (welche darüberhinaus auch zu bezahlen wäre).

Jetzt ist es so, daß die Tanzlehrerin und auch der Azubi immer häufiger dazu übergehen, Assistenten im Unterricht zu haben, sprich: jemand tanzt mit dem Tanzlehrer vor und während die Teilnehmer üben, geht man auch mit rum und hilft, wenn es hakt, gibt Tips etc. Dies ist zu unterscheiden vom sogenannten Hospitieren, bei dem man mit einem partnerlosen Teilnehmer tanzt.

Zu Anfang habe ich das gerne gemacht und auch den Liebsten animiert, weil ich davon ausging, daß es eben auch eine Übung ist und man etwas davon hat. Außerdem hilft man ja gerne, wird vielleicht auch gerne ein wenig dafür bewundert, was man schon alles kann, wie das halt so ist. Aber das nutzt sich dann auch irgendwann ab. Bewundert werden kann man auf den Tanzparties auch, Tips kann man auch in den eigenen Kursen geben und der Unterschied im Können ist irgendwann gegenüber den Anfängern so groß, daß man von dieser Art der Übung auch nichts hat, es sei denn, man möchte sich in Diplomatie, Didaktik oder Ähnlichem üben.

Dennoch fällt es mir schwer "Nein" zu sagen, wenn ich gefragt werde, ob ich kommen kann, zum Hospitieren oder Assistieren. Dem Azubi hatte ich schon gesagt, daß ich eigentlich meine Sonntagabende anders zu gestalten gedenke und auf Dauer nicht zur Verfügung stünde und er hat sich dessen auch angenommen und sich eine andere Dame gesucht. Kurz darauf wurde ich aber wieder verpflichtet, meinen Sonntagabend mit einem älteren Herrn zu vertanzen, dessen Frau sich verletzt hatte und dem Geschehen nun aus der Sitznische folgte, um nach der Geneseung die theoretisch erworbenen Kenntnisse an ihrem gut trainierten Mann zu erproben. Ok. Mache ich. Aber das waren wieder 5 Wochen.

Dann erklärte ich mich bereit, einem Herrn zu hospitieren, welcher "nicht mit irgendwem" tanzen wollte, und weil der Termin genau vor unserem Clubtermin lag, sagte ich zu. Dann sagte der Herr wieder ab, die Tanzlehrerin ging aber wie selbstverständlich davon aus, daß ich trotzdem zur Verfügung stünde, um einem von zwei lernbehinderten Taktlegastenikern zur Seite zu stehen - ich kannte die beiden schon aus einer Hospitationsstunde und hatte mich da mit Mühe und Not herausgewunden. Das war dann der Punkt, an dem ich mich doof stellte und sagte, ich säße noch im Büro und wäre sicher auch nicht rechtzeitig vor Ort und später hatte sich dann alles in Wohlgefallen aufgelöst und jemand anders war gefunden.

Für das Hospitieren oder Assistieren erhält man außer einem Freigetränk nichts. Kein Geld, keine Sammelpunkte. Nur Ehre sozusagen.

Betrachte ich jetzt aber mal meine eigene Seite:
ich bin dreimal in der Woche da mit meinem Partner. Wir zahlen auch für dreimal in der Woche. Wir zahlen unsere Kurse, Getränke, Eintritte etc.
Und darüberhinaus sind wir seit einiger Zeit unzufrieden mit der Situation, sprich: die Förderung guter Tänzer kommt kurz während diejenigen, welche einmal in der Woche kommen, nie eine Tanzparty besuchen und natürlich stets alles vergessen, die Aufmerksamkeit und Zeit im Unterricht für sich absaugen. Es gibt auch nicht genug gute Paare, um sie in gesonderten Gruppen (Terminschwierigkeiten!) unterzubringen, also muß man sich das ansehen und entweder gute Miene machen oder eben auch genervt sein, daß man immer nur Millimeterweise vorankommt, während man doch gedanklich schon die Siebenmeilenstiefel anhat.

Mit der Begründung, daß sich ein Kurs erst ab x Paaren "lohne" wurden auch spezielle Trainings nicht mehr angeboten, obwohl der eine oder andere Interesse angemeldet hatte.

Und jetzt kommt der Punkt, an dem ich sauer werde:
einerseits werden meine wertvollen und raren Freizeitressourcen wie selbstverständlich kostenfrei abgerufen und das gerne auch mehrfach und über längere Zeiträume, insbesondere für volle Kurse mit vielen Anfängern, welche entsprechend Cash in die Kasse der Tanzschule bringen. Und natürlich hält man diese Leute besser bei Laune, wenn man sie besser betreut, ich erbringe also eine Leistung, die direkt die Kundenzufriedenheit und -bindung beeinflußt. Die Teilnehmer werden höchstwahrscheinlich verlängern (mit den üblichen Verlustquoten) und weiter Geld einbringen - andererseits ist es nicht möglich, für sozusagen höherqualifizierte Teilnehmer Kleinkurse anzubieten, die mit solchen Massenaufläufen quersubventioniert werden.
Ich gebe also Geld und ich gebe Zeit und ich habe irgendwie den Eindruck, daß da irgendwie die Gegenleistung nicht mehr stimmt.

Zudem sind nun in zwei unserer Kurse "Aufsteiger"-Teenies hinzugekommen, die ihre Kenntnisdefizite nicht dadurch zu kompensieren gedenken, daß sie a) Fresse halten b) aufpassen und c) Wissenslücken hinnehmen bzw. durch Privatstunden kompensieren bzw. nach dem Unterricht besprechen, sondern den Unterricht auch mit ihren Defiziten blockieren.

Darüberhinaus tanzt eine liebe Freundin von mir nun auch und hat keinen Partner. Ihr wurde aber zur Fortsetzung ihrer Tanzkarriere lapidar gesagt, sie müsse sich selbst einen Tanzpartner suchen, sonst könne sie nicht weitermachen, woraufhin ich nur ein großes Fragezeichen im Kopf hatte.
Unlängst hatte der Azubi sie zu einer Privatstunde bei einem Single-Herrn als Assi angefordert und sie war voller Hoffnung hingegangen, aber das war auch so ein lernbehinderter jenseits der 60 mit gefärbten Haaren und wie selbstverständlich habe er sie für die kommende Woche noch einmal "angefordert". Wie Bitte?

Im Spannungsfeld zwischen geschäftlichen Notwendigkeiten (der Laden muß Geld einbringen, immerhin ist er renovierungsbedürftig bis dorthinaus) und meinen eigenen Wünschen und Zielen weiß ich nun nicht wohin, wohin mit mir, mit uns, mit unserem Tanzen. Und dann noch mit der Tatsache, daß wir die Tanzlehrerin für eine private Veranstaltung gebucht haben, also noch etwas von ihr wollen bzw. wollen, daß sie es anständig macht - also muß man bis dahin wahrscheinlich sowieso die Füße stillhalten, aber dann? Wohin?
Oder einfach einen der Termine kündigen? Und welchen? Den, wo die nettesten Leute sind, wo man aber am wenigsten lernt? Den, wo es am langsamsten vorangeht, wo aber der Unterricht qualitativ dennoch am besten ist? Jeder Termin hat etwas für und etwas gegen sich.
Ratlos.

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Montag, 6. Dezember 2010
[figure out]
Gestern anläßlich einer Assistenzstunde in der Tanzschule gewesen und dort den NT am Eingang getroffen, wo er von Neuankömmlingen die Kursgebühr kassierte.
Ich gesellte mich zu ihm und wir sprachen kurz miteinander und während des Gesprächs ließ ich einfließen, daß Nessie*, eine äußerst talentierte junge Dame, die auch in unserer "Leistungsgruppe" mittanzt, ja gerne Turnier tanzen würde und überlege in einen Verein zu wechseln, was ja sehr schade sei, da ihr Partner ja nicht wechseln wolle, also so Blabla, Tanzschulflurfunk. Im Grunde wollte ich darauf hinaus, daß der NT, wenn er von den Ambitionen der jungen Dame erführe, ihr vielleicht Förderung und Unterstützung anbieten könne, schließlich ist der Mann ja einer, der seit 35 Jahren Turnieren tanzt und da entsprechend Erfahrung und Titel aufzuweisen hat.
Was jetzt kam, hat bei mir aber ziemliche Bestürzung ausgelöst.
"Die Nessie möchte Turnier tanzen? Mit DER FIGUR? Also wenn die Turniere tanzen will, dann muß die erstmal abnehmen, also wenn die BEI MIR Turnieren tanzen wollte, dann würde ich die erstmal aufs Laufband schicken."
Ungelogen.
Mein Einwand, daß ich durchaus schon stark übergewichte Frauen gesehen habe, die sich besser bewegen konnten als der ganze Rest der Tanzschule: vergessen Sie's.

Das Gespräch fand ein abruptes Ende, da der Kurs startete, aber die Sätze des NT's hallten lange nach.

Nessie ist jung. Sie ist nicht fett. Ich würde sie als etwas pummelig bezeichnen, wenn überhaupt, sie ist auf jeden Fall sehr weiblich. Ihr Kondition ist ausgezeichnet. Talent ist vorhanden. Sie lernt schnell. Sie ist ehrgeizig. Sie kann sich bewegen. Was darüberhinaus spielt eine Rolle?

Ich kenne mich im Tanzsport nicht aus. Es mag ja vielleicht sein, daß es bei bestimmten Tänzen / Figuren etc. aufgrund der auftretenden Fliehkräfte für einen Mann schwierig werden kann, die Dame zu halten, wenn sie sich so zurücklegt, wie es die Ästhetik im Tanzsport offenbar erfordert. Ich würde denken, daß dies eine größere Rolle spielt, je höherklassig man tanzt, denn ich nehme an, daß in den unteren Klassen die Damen sich noch nicht so weit zurückbeugen und die Herren auch die erforderliche Kraft und Körperspannung noch nicht haben. Ich könnte mir auch vorstellen, auch wenn ich es nicht gutheiße, daß Wertungsrichter gewisse Ansprüche an die Physis einer Tänzerin stellen und daß man dann ggf. nicht mit besonders guten Platzierungen rechnen kann, wenn man diesen Ansprüchen nicht gerecht wird. Dennoch halte ich jugendliche Pummeligkeit vor dem Hintergrund dieser Überlegungen keinesfalls für ein Ausschlußkriterium, um in den Turniersport hineinzuschnuppern.

Was mich aber besonders gestört hat, war die Geisteshaltung, die aus diesen Sätzen für mich ablesbar war: Wer den ästhetischen Ansprüchen des NT nicht genügt, der hat es offenbar auch nicht verdient, Talent und Ehrgeiz egal, besonders gefördert zu werden.

Und kann man nicht gerade bei jungen Menschen viel zerstören? Was ist mit dem Selbstwertgefühl, dem Spaß am Tanzen, die Lust sich im Wettkampf zu messen? Was ist mit Eßstörungen? Was ist mit falschen Vorbildern? Und was ist letztlich, wenn sie erfährt, wie er über sie denkt - verliert dann nicht sein Brötchengeber einen zahlenden Kunden?

Kennt sich einer im Tanzsport gut aus? Wie ist das - haben da nur Bohnenstangen eine Chance?



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*Name von der Redaktion geändert

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Donnerstag, 30. September 2010
[Lern-Frust]
Da freue ich mich also auf die Probestunde, wo der NT sein didaktisches Können mal so richtig zeigen kann. Und er zeigt:
Haltung - gut erklärt, der Herr den Rücken gerade und aufrecht, das Becken nach vorne, er erklärt das Brushen, erklärt die Haltung im Wischer, die Kopfbewegung im Wischer, den Vorschritt.
Nur ehrlich: es ist zu viel! Es fühlt sich sch**se an. Und das ist einfach nur Frust bzw. macht Frust.
Dann kommen so Sprüche wie: es dauert so 4-5 Jahre, bis der Herr dann mal die Haltung auch halten kann. Achso.
Und dann, wenn die Haltung komplett verändert wird, geht erstmal nichts mehr. Da hat man sich im Paar also mühsam so seine Taktik zurecht gelegt, wie alles klappt, und nichts davon geht mehr auf. Aber statt die Leute dann mit der neuen Haltung erstmal warmwerden zu lassen, experimentieren, wie kann man Schritte machen, wie kann man Schwung aufbauen, vielleicht dazu auch mal das eine oder andere zu sagen, stattdessen werden eben diese ganzen anderen Details vermittelt bzw. lediglich angerissen, richtig vermittelt wurden sie nicht. Wir tanzen dann nochmal ein paar andere Sachen, damit der NT sich ein Bild von unserem Nichtkönnen machen kann und während ich gerade mit dem Liebsten über den Tango-Link eine Diskussion anfange, kommt der NT und fängt an, den Rhythmus zu erklären, äh, ja.
Am Ende nur noch das Gefühl, daß nichts mehr klappt und den Gedanken: bis zur nächsten Woche keine Gelegenheit, die Punkte wirklich zu üben, aber nächste Woche bekommt man dann vielleicht schon wieder die nächsten Sachen "beigebracht", die man nicht umsetzen kann.
Ich möchte auch mal lernen mit "Aha!" und "Achso" und das Gefühl am Ende der Stunde haben, ich habe etwas mitgenommen oder einen Punkt, an dem ich arbeiten kann, aber so? Man kann nicht alles auf einmal lernen und wirklich lernen kann man doch eh nur mit Wiederholung, Wiederholung, Wiederholung und nochmal Wiederholung.
Pfffffffffffft.
Ich weiß nicht......


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Sonntag, 26. September 2010
[NT]
Ich nenne ihn jetzt mal NT, den Neuen Tanzlehrer.
Der NT ist einer von der Sorte, die ihr Mobifon in einer Schutztasche am Gürtel tragen.
Ich habe dem NT in Rahmen von drei Stunden eines Anfänger-/Crash-Kurses assistiert, wobei sich unsere Bekanntschaft nicht unbedingt vertieft hat.
Nur trug es sich aber zu, daß der NT zum Zugucken beim alten Tanzlehrer hereinkam und dann folgendes tat: den Oberarm am Körper irgendwie fest und dann den Unterarm angehoben und aus dem Ellenbogengelenk mit der Hand so herumgewedelt bzw. gewunken wie ein aufgeregter Scheibenwischer und dazu in unglaublicher Quäkstimme "Hallo Midori!!!!!" durch den Raum gekreischt (mit den Ausrufezeichen). Ich also direkt bedient.

Tanzen kann er ja, der NT, das hat er gezeigt mit seiner Partnerin ein paar Tage später. Danach kam er wieder direkt auf mich zugestürmt, schüttelte mir die Hand, fragte, wie es mir geht, also, ähm, ja, was soll man da sagen? Nicht so gut, sage ich, erkältet *hust*, lobe ihn ein wenig, wie wundervoll er getanzt hat und dann ist er zum Glück auch schon weg.

Zum Unterrichten finde ich ja ein paar Dinge recht wichtig. Es ist ja nicht bloß erforderlich, daß man die Dinge beherrscht, die man anderen beibringen möchte, sondern man muß das auch vermitteln können. Und Motivation ist ja auch so ein Ding, Loben kann hilfreich sein.

Bei der nächsten Stunden guckte der NT also zu beim alten Tanzlehrer. Nachdem der Liebste und ich uns ungefähr eine Stunde im Tango-Nahkampf abgerangelt hatten, war freies Tanzen angesagt, zwei langsame Walzer, zwei Quickstep, dann Wiener Walzer. Also wer mal mitzählt, kann sich denken, daß ich mit Resterkältung ziemlich am Hecheln war und die Bluse war auch schon naß. Und dann ruft der NT vom Rand "Gib Gas, Midori! Geh nach vorne!" Ich kann zwar kaum noch, tue ihm aber den Gefallen und ein lobendes "Jaaa" kommt vom Rand. Alle zufrieden.
Dann Slowfox, ich eigentlich schon komplett durch, aber Slowfox, mein Liebling, den kann ich nicht auslassen. Nach zweien bin ich aber endgültig fertig. Ich stelle mich an den Rand zum NT und er sagt ganz ernst "Also, der Slowfox ist Euer schlechtester Tanz."
Na, vielen Dank! Genau das brauche ich jetzt? Und der meint, daß unser Tango-Nahkampf also besser ist? Nunja, alles Geschmackssache.
Fühle mich nicht motiviert.

Später kommt man noch ins Gespräch. Wir hatten geübt, Abstimmungsschwierigkeiten, Führungsprobleme, wie soll man das nennen, also man kennt die Schritte, jeder weiß, was zu tun ist, aber im entscheidenden Moment bekomme ich nicht mit, ob nun die schnelle oder die langsame Variante der Figur x kommt.
Der NT und die Tanzlehrerin übertreffen sich nun mit Tips. Der NT meint, ich solle mich einfach führen lassen. Aha. Die Tanzlehrerin meint, es läge am Senken, der NT meint, es läge am Heben, dann ist es wieder die Schrittgröße, dann das Timing, er schnappt sich mich und meint, machste so und so, aber bei ihm ist es kein Problem, er kann es ja führen, er soll es meinem Herren beibringen, aber das tut er nicht und mein Herr weiß nicht, wo jetzt genau der entscheidende Unterschied liegt.
Didaktisch also Komplettfail.
Egal.
Am nächsten Tag machen wir halt wieder Tango-Nahkampf und stümpern noch ein wenig Slofoxtrottend über das Parkett, macht trotzdem Spaß.



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Freitag, 3. September 2010
[Sozialfallen]
1. und 3. Samstag im Monat ist immer Tanzabend.
Der erste ist morgen. Morgen sind wir aber auch zu einem Polterabend eingeladen, wo wir eigentlich nicht hinwollen und noch eine passende Ausrede suchen. Am besten ist wohl "krank", immerhin müssen wir schon auf die Hochzeit nächste Woche und zwei Wochenenden für Leute opfern, die man nicht richtig mag ist zu viel. Blöderweise können wir dann aber nicht in unsere Tanzschule, weil wenn das rauskommt.... eieieieieiei, also müßten wir dann in die Nachbarstadt. Hm.

Am übernächsten Samstag hat sich das Fernsehen angemeldet, weil der neue Tanzlehrer, der, der nicht so ganz gerade ist -und dieser Eindruck hat sich verfestigt während meiner zwei weiteren Assistenzstunden- mit seiner Partnerin eine Showeinlage gibt. Der Liebste natürlich gleich: Fernsehen? Ohne ihn! Ich eher: Ismirdochegal, hier gibts doch genug dunkle Ecken. Außerdem wollen die anderen bestimmt alle ins Bild.

Was jetzt tun? Weite Wege in Kauf nehmen? Verzichten? Lügen? Sich fügen?
Ich wünschte, ich müßte solche Entscheidungen nicht treffen, ehrlich. Was wollen die alle? Ich will doch bloß tanzen!

[Update]
Schön, wenn einem eine mehrtägige Migräne die Entscheidung abnimmt.

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Donnerstag, 26. August 2010
[Gehversuche]
In den Anfängerkursen zu assistieren ist schon interessant. Schätzt man die Leute richtig ein? Wie werden sie sich entwickeln? Haben sie Spaß oder sind sie eher gestreßt? Vor allem die Männer sind ja häufig nicht freiwillig beim Tanzen, also ist es sehr wichtig, daß man sie lobt, Mut zuspricht. Ich denke, die meisten Männer geben schnell auf, weil sie sich schämen, daß alles nicht so gut klappt, weil die Frau meckert, sie würde nichts "merken", sprich: es mangele ihm an Führungsqualitäten. Dabei sind die Herren gerade am Anfang beschäftigt, ihre eigenen Füße zu sortieren und die Arme sind erstmal aus dem Fokus und an denen zerrt dann die Dame und will schonmal das Regiment übernehmen, weil der Mann es ja nicht kann.

Ein Paar gestern verhakte sich ständig mit den Füßen, ich weiß nicht, wie die das hinbekommen haben, aber sie standen sich wechselseitig drauf oder stellten sich Beine. Was sagen, wenn der neue Tanzlehrer denen direkt "Haltung" und damit viel Nähe verordnet, während ich sie lieber trennen würde, damit sie lernen, sich aus dem Weg zu gehen.
Tips gegeben. Viel gelobt. Lächeln vom schwitzenden Mann geerntet. Mut zugesprochen. Der vorwärts Agierende soll in den anderen "voll reingehen" und der rückwärts Agierende soll "Platz machen". Kleine Schritte! Musik ist erstmal egal, sie sollen Spaß haben, im eigenen Tempo lernen und nicht entnervt hinschmeißen.
Nicht sicher, ob der Tanzlehrer drauf pfeift und sowieso nur die guten behalten will.
Zum einen kann die Schule jeden zahlenden Kunden gebrauchen, denn der Renovierungsüberhang ist immens. Und zum anderen ist es doch vorrangig wichtig, ob man den Leuten die Freude an der Sache vermitteln kann und nicht nur das Streben nach Perfektion. Streß haben die ja im Alltag schon genug.



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Mittwoch, 25. August 2010
[Notation]
Für Choreographien gibt es eine Reihe von Notationssystemen, bei den Paartänzen hat sich ein bestimmtes, tabellenförmiges System durchgesetzt, um die Tanzschritte zu listen, wobei ich auch schon zweiseitige Aufsätze über genau drei Schritte gelesen habe, ohne sie hinterher tatsächlich sicher ausführen zu können. Besonders interessant finde ich das System aus Abkürzungen, das sich im Rounddancing durchgesetzt hat. So etwas wie "Armstyling" bleibt aber meist außen vor und wird nur direkt oder über Filme tradiert.
All diese Schritte und Bewegungen lassen sich nur sehr unzulänglich mit Worten beschreiben. Leider, so muß ich sagen, denn manchmal würde ich schon gerne so eine Step-Aerobic-Choreographie festhalten, ohne dafür ein Video drehen zu müssen.

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