Montag, 16. Mai 2011
[Kirche]
Gestern war ich in der Kirche.
Seit langem mal wieder und weiß Gott (!) nicht freiwillig.
Der Neffe des Liebsten wurde konfirmiert und anläßlich dessen hatte sich die Familie einzufinden, um bei Kirche, späterem Mittagessen und dann Kaffee und Kuchen (also bis auf Kirche dem üblichen Familiensitzmarathon mit Kucheneßwettbewerb) das wichtige Ereignis zu feiern.
Ich sag es mal gleich vorweg, damit es keine Mißverständnisse gibt: die Kirche, so als Institution, also die und ich, wir werden keine Freunde.
Ich bin erzogen im christlichen Glauben und ich habe auch rudimentäre Wertevorstellungen, was ok ist und was nicht, habe auch so eine Idee von Toleranz und Nächstenliebe, auch wenn ich die nicht immer vor mir hertrage, denn ich bin auch misanthropisch veranlagt, aber dieses Kirchending, neeee.
Das geht los mit dem Gesang. Es gibt schöne Kirchenmusik, es gibt auch schöne, zeitgenössische Musik, aber wenn dann plötzlich die Orgel swingen soll, weil man ja etwas Modernes für die jungen Menschen machen will, dann steh' ich da nicht so drauf. Und ich finde Gospelchor an sich ja echt gut, da hält es einen ja kaum auf der Kirchenbank, wenn da mal so ein paar Leute gekonnt loslegen. Aber ehrlich: diese älteren, beleibten Frauen mit hennaroten Haaren, zu langen und weiten zeltähnlichen Leibchen, die in den Höhen ein dünnes Stimmchen haben, daß ab einem gewissen Punkt den Dienst versagt, die aber "ganz viel Spaß bei toller Musik" haben und mich wahrscheinlich als miesepetrige Spielverderberin hinstellen würde, denn Jesus hat uns ja schließlich alle lieb, ob wir singen können oder nicht, nee, Leute, man muß auch seine Grenzen kennen und wenn man was nicht kann, dann soll man es nicht vor Publikum beweisen. Und überhaupt, dieser ganzen Style. Die Pastorin, die "Konfi" und "Reli" sagt und so eine frauenbewegte Frisur hat, und die selbstgemalten Bilder, die den Konfirmanden sichtlich peinlich sind, und und und, ich könnte hier endlos weiterlamentieren. Nein, ich stehe nicht auf dieses Gemeinschaftsding mit Singen und Posaunenchor. Haben die mal was von Boban Markovic gehört? Wahrscheinlich nicht. Ja, es ist irgendwie rührend, wenn so eine Kleinstadtgemeinde versucht etwas auf die Beine zu stellen, aber denen ist in den letzten 35 Jahren echt nichts Neues eingefallen, habe ich den Eindruck.
Sollte ich meinen Glauben irgendwo ausüben wollen, wüßte ich nicht wo und mit wem. Es ist eben ein ganz eigener Style und eine eigene Klientel mit Leuten, die unter Umständen, so wie die Schrapnell vom Stasi-Vermieter, in der Kirche die Heiligkeit persönlich raushängen lassen, draußen in der Welt aber weder Toleranz noch Nächstenliebe noch sonst irgendwas Gutmenschenartiges ausleben und dem anderen Extrem, wo die Frauen nur in Afrikaladen-Klamotten herumlaufen.
Ach, ich bin genervt.
Sollte sich jemand persönlich beleidigt fühlen: einfach weiterklicken.




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Scharf und treffend beobachtet. Jemand anderes bezeichnete diese Art Mensch mal als die "Seidenschal-Fraktion mit Henna-Wallewalle-Haar". Nicht, dass man irgendwen auf Äußerlichkeiten festlegen will, aber ich finde diesen Schlag auch irgendwie problematisch, der die Nächstenliebe auf dem Frühstückstisch stehen hat, den Fisch auf der Heckscheibe, und im Grunde doch genau so konservativ, vorurteilsbehaftet und falsch-tolerant ist wie der Rest der Welt auch...

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Auch eine schöne Beschreibung für diesen Menschentypus :)

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Hihi.
Bin grad vor zwei Stunden ausgetreten Weiß gar nicht, warum ich das so lange vor mir hergeschoben habe. Meine Entfremdung von dem Verein (dem katholischen) dauert ja nun schon paar Jahrzehnte an. Und irgendwie hat sich auch die andere Fraktion als Alternative nie so richtig aufgedrängt.

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Dasselbe Gefühl hatte ich Minuten nach meinem Austritt auch... ;-)

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So ein Zufall Herr Mark! Sie waren nicht etwa auch gestern bei einem dieser Events?

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Nein, nicht gestern.
Aber einige solcher Events (beiderlei Konfession oder auch freikirchlich-sonstwie) habe ich schon mitgemacht, so dass mir Ihre Schilderungen recht sehr bekannt vorkamen.

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