Mittwoch, 16. Dezember 2009
[Streiche]
Es ist, als spiele der Körper, dieses Ding, in dem ich stecke, ach, was sage ich, dieses Ding, das ich bin, ständig Streiche.
Will ich irgendetwas nicht wahrhaben, frage ich mich, ignoriere ich etwas Wesentliches, übersehe ich etwas in meinem Leben?
Mein Blut, das sagt der Doc, ist "spitzenmäßig" und das nicht in dem Sinn, daß da lauter Grenzwerte überschritten werden, nein, wirklich in dem Sinne, daß es genau so ist, wie es sein sollte, alles im Lot, ein ganz feines Säftchen, dieses Blut, das ich da habe.
Und trotzdem gerate ich ständig aus dem Lot.
Plötzlich entzündet sich die Haut aus unerfindlichen Gründen und ich sehe aus wie ein Teenager mit Hormonstörungen. Ich schiebe es auf die neuen Klamotten, die hätte ich doch vor dem Tragen lieber waschen sollen. Die Entzündungen bleiben. Nagut, braucht der Körper halt noch ein wenig, um sich von den ganzen Giften zu erholen, man liest ja so einiges.
Dann plötzlich Erschöpfung, nein, plötzlich ist falsch, irgendwie ist sie schon länger da. Ich schob es auf Schlafmangel, dann schob ich es auf die Menstruation, es gibt immer Gründe. Naja, vielleicht auch eine nahende Erkältung, morgen, ja, morgen gehe ich zum Arzt, denke ich, wenn es nicht besser wird. Aber dann denke ich, ich bin nicht krank genug, das ist doch lächerlich. Arbeiten geht ja noch. Ok, den Sport, den habe ich total runtergefahren, ist momentan nicht drin, bin einfach zu schlapp, aber sonst? Ich hab doch nichts!
Dann dieser subtile Druck in der Brust, die Luftnot beim Treppensteigen, na, vielleicht kommt da doch noch was. Aber es passiert nicht.
Als lägen Immunsystem und Krankheitserreger in den Schützengräben, würden sich gegenseitig beballern, aber die entscheidende Schlacht wird einfach nicht geschlagen und keiner hat so wirklich die Oberhand.

Nach vier Wochen dann doch zum Doc.
"Doc, ich bin ehrlich: eigentlich habe ich nichts, nur dies und das, aber nichts so richtig." "Vielleicht ist der Akku einfach leer", sagt er.
Vielleicht.
Hinter der schmerzenden Brust kein Geräusch, das da nicht hingehört, im Blut alles "spitzenmäßig".

Nein, ich werde nicht hysterisch.
Auf einmal tut die rechte Brust weh, als wäre mir ein Panzer drübergefahren, aber nur rechts. Normalerweise sind es doch beide. Naja, ok, ich lese, daß Brustkrebs initial nicht wehtut, Entzündungen zeigen sich durch Rötung. Kummer und Streß können Brustschmerzen auslösen, lese ich. Habe ich Kummer? Habe ich Streß? Ich lebe wie eine Oma, finde ich, der Streß hält sich absolut in Grenzen und Kummer, ehrlich: derzeit nicht vorhanden.
Ein Tag später: Brennen und Jucken im Schritt.
Also doch Hormone. Oder können sich jetzt Pilze ausbreiten durch die allgemein geschwächte Abwehrlage?
Vielleicht Wechseljahre?
Ich habe keine Ahnung.

Da ich jetzt aber zumindest nicht meßbar oder hörbar krank bin, könnte ich doch eigentlich wieder Sport machen, oder?


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"Als lägen Immunsystem und Krankheitserreger in den Schützengräben, würden sich gegenseitig beballern, aber die entscheidende Schlacht wird einfach nicht geschlagen und keiner hat so wirklich die Oberhand."

Exakt so geht es mir seit Wochen. Ganz merkwürdig. Als bekäme man eine Erkältung. Kommt aber nicht richtig. Also so mit den üblichen Symptomen. Nur dieses Schlappsein, was sonst immer damit zusammen kommt. Sehr mysteriös.

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Ach, Sie haben das auch? Interessant!
Auch schonmal so Anflüge von Gliederschmerzen, aber nicht so richtig? Mal so ein Frosch im Hals, aber richtige Halsschmerzen gehen anders?

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Ja. Ganz exakt so. Sehr merkwürdig, oder?

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Ja, wirklich sehr merkwürdig.

Und ich bin überzeugt, daß ich das letztes Jahr auch schon hatte, aber da war's im Oktober, das Wetter war noch einigermaßen gut, sogar teilweise sonnig, und weil Sie es auch haben, kann ich eine Winterdepression oder Somatisierungsstörung recht sicher ausschließen.
Ich ließ mich seinerzeit krank schreiben und fühlte mich trotzdem wie eine Simulantin...

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Same here. Ich erhole mich seit Wochen auch nicht von einer Erkältung. Macht mich feddich.

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Lustigerweise über die Feiertage Nase und Halsschmerzen gehabt, aber mich trotzdem so gut gefühlt, daß ich zum Sport gegangen bin und dort sogar gut mithalten konnte.
Verkehrte Welt.

Schiebe es darauf, daß meine konsequente Schonung vor Weihnachten verhindert hat, daß der nächste Erreger mich in die Knie zwingt.

Zweite Geheimwaffe: ich trinke jetzt Rotbäckchensaft und bilde mir ein, daß er ganz doll hilft.

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