Montag, 18. Mai 2009
[Der Nächste, bitte!]
Ich heule nicht gleich, wenn ich einen Pickel habe. Ich weiß auch, daß bestimmte Pickel an bestimmten Körperregionen bei mir Wochen brauchen, um abzuheilen, da hilft es nichts, nachhelfen zu wollen, die muß man einfach in Ruhe lassen und irgendwann sind sie weg.

Aber dann, dann hatte ich zuerst beim Blick in den Spiegel so ein Ding bemerkt. Oh, dachte ich mir, das ist wohl ein von mir unbemerkt gebliebener Pickel, der gerade verheilt ist und da bleiben dann ja gerne mal so dunkle Flecken, die dann irgendwann verschwinden. Auch gut.

Irgendwann, zufällig, nichts hatte in der Zwischenzeit durch Jucken oder Schmerzen auf sich aufmerksam gemacht, sah ich im Spiegel wiederum (die Stelle ist durch meine weibliche Brust für die Sicht von oben verdeckt), daß dieses vermeintlich in Abheilung befindliche Ding sich nun auf Münzgröße hochgearbeitet hatte. Nicht gut. Naja, ist wohl ein Ekzem. Oder ein Pilz. Also probieren wir's erstmal mit etwas gegen Pilze und dann noch Cortison, mal gucken, ob's hilft. Ja, irgendwie veränderte sich das Ding. Ich meinte sogar ausmachen zu können, daß es irgendwie besser wurde.

Dafür fand sich nun auf der Gegenseite, wiederum von oben verdeckt durch weibliche Ausbuchtungen, ein dunkles, rot umrandetes Ding. Hatte ich da ein Muttermal? Hatte ich mir das versehentlich aufgekratzt? Der rote Rand ließ eine Entzündung vermuten. Also Cortisoncreme und Betaisodona. Nichts. Entzündung bleibt. Ok, Ichtolan, das hat ja auch schon gewirkt. Zwei Tage lang. Nichts. Der rote Rand immer noch da.
Ich beginne mir Sorgen zu machen.
Da gibt's ja so Sachen, die keiner haben will und die haben mit sich verändernden Muttermalen zu tun.

Ich rufe also einen Hautarzt an, einen, den mir mein Lieblingshausarzt mal empfohlen hat.
Daß die nicht gleich eine Telefonanlage haben, wo man als Kassenpatient mit "bitte drücken Sie die 2" direkt in eine Warteschlange geschaltet wird, ist schon ein Wunder. Die fragen auch nicht, was man hat, wobei man das als Patient ja auch nicht weiß - "könnte reine Hysterie sein" kommt als Gesprächseinstieg wohl auch nicht in Frage. Die fragt also nach meiner "Kasse" und verweist mich dann auf: August. Wir haben jetzt Mai.

Ich sage also: Ok, also wenn sich das bis August von selbst erledigt, ist schön und wenn nicht, dann kann ich dann also kommen?
Ja, wollen Sie jetzt einen Termin?, fragt mich die Trulla, und ich sage, nein danke, unter diesen Umständen halte ich lieber nochmal Rücksprache mit meinem Hausarzt.
Ich lege auf.

Mein Hausarzt ist Internist. Er hat mir auch schonmal Augentropfen verschrieben, aber er gibt selber zu, daß er irgendwie nichts so richtig kann. Wie soll der jetzt beurteilen, ob ich mit dem rotgeränderten Ding bitteschön noch vor August mal von dermatologischen Augen begutachtet werden sollte?
Es bliebe ja noch die Möglichkeit, mit als "Notfall" 3-4 Stunden in dieses Wartezimmer zu setzen und mich der Schande auszusetzen, wegen einer Lappalie dort anderen, wirklich Kranken, die Zeit zu stehlen (oder das Budget) oder was weiß ich.

Was mich aber wirklich daran stört ist, daß ich jeden Monat richtig, richtig viel Schotter in diese Solidargemeinschaft einzahle und am Ende genauso gut oder schlecht dastehe, wie jeder Penner auf der Straße.

"Das ist wenigstens gerecht", sagt der Lieblingsmensch, ein Verfechter der Solidargemeinschaft. So gesehen schon, sage ich, was aber nicht gerecht ist, daß irgendwelche privatversicherten Jammerlappen alles hinterhergeschmissen bekommen.
Aber ist das Leben gerecht? Nein. Eben.

Ich rufe also einfach in einer anderen Praxis an. Dort ist die Sprechstundenhilfe freundlich und hilfsbereit, erklärt mir, daß die "Kasse" alle zwei Jahre eine Hautkrebsvorsorge bezahlt, mit der sie eine "andere Kabine" buchen kann, so daß ich schnell einen Termin bekomme, der durch die Vorsorge sozusagen quersubventioniert wird. So geht's also auch.

Wer weiß, vielleicht dauert das alles auch nicht länger als die 5 Minuten, die ich letztens beim Orthopäden eingesaugt und ausgespuckt wurde (exklusive die 2 Stunden Wartezeit trotz eines Termins und trotz eines Anfahrtsweges von 100 km und trotz der 100 Euronen, die ich für die Kontrolluntersuchung hinblättern mußte), aber für den ruhigen Schlaf wird es hoffentlich reichen.





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@privatversicherte Jammerlappen:
Also ich höre von Kassenpatienten ehrlich gesagt mehr Gejammer und Genöle als von Privat-KV-Kunden, die ihre in Anspruch genommen Leistungen erstmal selber bezahlen und dann hoffen müssen, dass die Kasse das auch erstattet. Und dann kommt noch eins dazu: Woher weiß ich als Privatpatient, dass der Doc mich nicht kranker deklariert als ich bin, weil er alles, was er macht, ob nötig oder nicht, zum 2,5-fachen Satz abrechnen kann?

Als jemand, der sich auch ein paar Jahre ohne jegliche KV durchs Leben geschlagen hat, habe ich manchmal den Eindruck, als jammerten Kassenpatienten über Luxusprobleme. Auch macht sich mancher vielleicht falsche Vorstellungen von der vermeintlichen Vorzugsbehandlung. Mir wird die Wartezeit in der Praxis auch nicht mit Prosecco, Gogo-Girls oder wenigstens WLAN versüßt. Ich geh auch wirklich nur dann zum Arzt, wenn es gar nicht anders geht (und das war in den letzten 20 Jahren etwa drei Mal der Fall, und in einem von drei Besuchen gings un ein Gesundheitszeugnis), mir braucht echt keiner kommen mit "privatversicherten Jammerlappen". Echt nicht.

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Also wenn Sie nur so selten zum Arzt gehen, können Sie überhaupt nicht mitreden ;-)

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Natürlich war ich wesentlich öfter
beim Arzt, nur halt nicht unbedingt in eigener Belange, Kinderarzt U 2 - U 8 und Außerplanmäßiges, Begleitung von Lebensgefährtinnen und später der Ehefrau in diversen medizinischen Lebenslagen, eine Ex ist Ärztin, eine andere Ex ist Dauerpatientin, ich habe also also durchaus Einblicke in den Gesundheitsbetrieb.

Ich weiß wirklich nicht, was ich für das schwerere Los halten soll: Das es als Kassenpatient manchmal mit etwas mehr Mühsal verbunden ist, zeitnahe Termine zu bekommen oder dass ich mich als Privatpatient bei jedem Arztbesuch fragen muss, schlägt der dies oder jenes nur vor, weils ihm Kohle bringt oder tut das wirklich Not? Darüber muss muss sich doch kein Kassenpatient nen Kopp machen. Und wie gesagt, die Rechnungen wollen erst mal gezahlt sein, und da gibts bisweilen unschöne Überraschungen, wenn die KV diverse Sachen nicht erstattet, von denen der Arzt aber nicht gesagt hat, dass es da Probleme geben könnte.

Da hat wirklich jeder sein Päckchen zu tragen.

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Herr Mark, es mag gerade diese provokante Formulierung sein, die Sie ärgert, aber vielleicht können Sie sich vorstellen, daß ich eine andere Sicht auf die Dinge habe.
Zum einen habe ich einige Jahre in der Medizinbranche gearbeitet und das nicht nur irgendwo in einer Verwaltung, sondern da, wo Chefarzt und Patienten aufeinandertreffen. Ich weiß also nur zu gut um die Umstände, die dieses Geschäftsverhältnis begleiten.
Der Privatpatient befindet sich in diesem wirtschaftlichen Spannungsfeld zwischen moderner Medizin und Profit, aber in der Regel können Sie davon ausgehen, daß das, was man mit Ihnen macht, zwar manchmal nutzlos ist, Ihnen aber keinen Schaden zufügt (außer den finanziellen Schaden, wenn Ihre Versicherung nicht zahlt).
Privatpatienten erheben jedoch nur zu gerne und oft den Anspruch, daß bitteschön alle hintenanzustehen haben, sobald sie auch nur einen Furz quersitzen haben.
Natürlich, es gibt auch andere, Leute wie Sie vielleicht und ich habe auch welche kennengelernt, die wirklich nicht zu beneiden waren, denn sie waren ernsthaft und schwer erkrankt.

Nun habe ich es mir nicht ausgesucht, daß mein Körper nicht einwandfrei funktioniert und so manchen Arztbesuch hätte ich mir sicher sparen können, z.B. wenn es die Vorschrift der Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung nicht gäbe, oder wenn der Mediziner sachgerecht vorgegangen wäre und nicht so larifari mal schnell ein Röntgenbild gemacht oder auch nicht gemacht hätte. Zeit ist nämlich Geld in diesem Business und für die paar Euro beschäftigt man sich nicht länger als nötig mit den Leuten.

Es geht auch nicht darum, sofort irgendwo auf der Matte stehen zu können, aber ich bin z.B. mit einem Hexenschuß vor Schmerzen mit den Tränen kämpfend beim Arzt schon abgewiesen worden, weil ich doch tatsächlich nicht vorher noch bei der Bank vorbeigekrochen bin, damit ich auch 10,- EUR Praxisgebühr begleichen kann. Der Frauenarzt will mir ständig Zusatzuntersuchungen verscheuern, also gehe ich da gar nicht mehr hin, meine Erfahrungen mit Dermatologen gleichen Gruselgeschichten und ich mache eigentlich einen Bogen um solche Ärzte und behandle meine chronische Dermatitis mit frei verkäuflichen Medikamenten. Ich hasse es, in Arztpraxen jede Menge Wartezeit zu vergeuden, wenn ich im Endeffekt nach 5 Minuten abgefertigt bin.
Wie erklärt man jemandem wie mir, der seit Jahren unter progredienten Beschwerden im Bewegungsapparat leidet, daß ich einfach durchgewunken werde, während meine Schwiegermutter erstmal Krankengymnastik und Infusionen erhält?
Wie erklärt man es jemandem, daß eine Privatpatientin sich zweimal im Jahr auf Versicherungskosten einer medizinischen nicht erforderlichen Behandlung unterzieht, um die Zeichen der Hautalterung zu verringern?
Wie erklären Sie es sich, wenn eine mir persönlich bekannte junge Dame bei jedem Infekt täglich zu ihrem Hausarzt gebeten wird, damit er ihr Vitamine injizieren kann nebst anderen medizinisch nicht belegbaren Behandlungen?
Wie erklärt man es sich, daß man als Kassenpatient medizinisch gesicherte Therapien selbst bezahlen muß, weil die diese nicht in den Regelleistungskatalog aufgenommen werden, und das bei Volkskrankheiten, wie z.B. Parodontitis.
Andererseits werden sicherlich auch kassenversicherte Paare mit Frühstgeburten auf Hightechniveau versorgt.
Wie paßt das alles zusammen?
Ich würde lieber in einer Praxis meinen Hintern platt sitzen, wenn ich wüßte, daß ich dort so versorgt werde, wie es erforderlich ist, und nicht so, als ob ich, so lange ich noch selber gehen kann, eine Bürde für die Solidargemeinschaft bin, wenn ich einen Arzt aufsuche.
Noch viel lieber wäre ich gesund, schmerzfrei und ohne irgendwelche entzündeten Dinge in und an meinem Körper.

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@Wie paßt das alles zusammen?
Gar nicht, und was für ein kompletter Irrsinn das Gesundheitssystem ist, wissen Sie sicherlich besser als ich. Und wenn Sie über detailliertere Einblicke verfügen, dann wird Ihnen auch klar sein, dass die Gleichung: privatversichert=Luxus in allen Lebenlagen und Kassenpatient=Minimalversorgung schon lange nicht mehr stimmt. Es ist natürlich völlig richtig, dass es jede Menge PKV-Kundschaft gibt, die alles geboten kriegt und entsprechend alles mitnimmt. Nur ist da inzwischen die Tarifvielfalt auch schon so ausdifferenziert, dass es eine Menge karger kalkulierter Angebote gibt, deren Regelleistungen in einigen Bereichen unter denen der GKV liegen. Ich will Ihnen jetzt nicht im Detail vorjammern, wo mein Tarif überall üppige Zuzahlungen einfordert für Dinge, die ein GKV-Patient selbstredend im Standard-Angebot drinhat. Ist aber so, und ich beklage mich auch nicht, ich will damit nur sagen, dass es mittlerweile viel zwischen plus und minus gibt. So pauschal kann man das schon lange nicht mehr sagen, dass die PKV eine Insel der Seligen wäre und die GKV das Straflager.

Wenn es irgendwo eine Petition gäbe dagegen, dass Ärzte PKV-Leistungen zu zwoeinhalbfachen Satz abrechnen können, würde ich das sofort unterschreiben.

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@Mark: Ich würde dennoch widersprechen. Es geht ja nicht darum, welchen Tarif Sie zahlen, Sie könnten ja auch einen noch besseren wählen. Aber allein die unterschiedliche Terminvergabe ist doch schon skandallös.

Diesem Artikel muß ich leider zustimmen. (Auch wenn ich insgesamt - als auch nicht ganz biliger Chroniker-Patient - zufrieden bin.)

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@besseren Tarif wählen:
Haha, klar. Wählen kann ich im Prinzip viele Tarife - auch solche, die wesentlich mehr erstatten als meiner. Aber ich muss sie nicht nur wählen, sondern auch jeden Monat bezahlen können, und da sind meine Spielräume nach oben nun mal nicht so üppig.

Ich will das Terminproblem und andere Umstände, die an der Versicherungsart hängen auch nicht kleiner und schöner reden als sie sind. Ich habe da biographisch bedingt nur eine etwas andere Wahrnehmung - wie ich Frau Midori und Ihnen auch zugestehe, Ihre Beobachtungen aufgrund von persönlichen Erfahrungen und Einstellungen anders zu gewichten. Ich finde: Wir jammern hier doch nach wie vor auf hohem Niveau.

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Das ist es doch, was ich meine: Sie könnten prinzipiell auch eine bessere (teurere) Kasse wählen. Als GKV-Patient haben Sie diese Wahlmöglichkeit ja nicht. Bezahlbarkeit ist ja jetzt kein Argument - hätte ich viel Geld, ich beschäftigte einen eigenen Arzt ;-)

Ich wette, Sie bekommen auch mit Ihrem "Mindertarif" z.B. eher einen Termin. Das aber leuchtet mir als B-Klasse-Patient nicht ein. Und daß so was mitunter keine Bagatelle ist, dafür hat Frau Midori ja Beispiele gebracht.

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Vielleicht drücke ich mich auch mißverständlich aus. Ich meine, es geht doch nicht um die Höhe des "Jammer-Niveaus", sondern um die Ungleichbehandlung. Und die, deshalb hatte ich auch den Spiegel-Artikel verlinkt, ist m. E. unstrittig, aber nicht einzusehen.

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So groß
ist meine empirische Erfahrungsbasis jetzt nicht, dass ich ernsthaft dagegen wetten würde - wenngleich ich bei den letzten telefonischen Terminanfragen (alles sozusagen Kaltakquise) nicht nach der Kasse gefragt worden bin, sondern erst beim Erscheinen zum Termin.

Wobei ich fairerweise auch dazusagen muss: Der Allgemeinmediziner, der inzwischen sowas wie unser Hausarzt ist, führt eine sogenannte Privatpraxis. Ob das jetzt heißt, dass er gar keine Kassenpatienten behandelt, weiß ich nicht. Ich muss gestehen, dass ich ihn danach nicht gefragt habe.

Ich denke, das ganz große Privileg, das ich bisher genossen habe im Leben, besteht darin, dass ich wirklich so selten ärztliche Leistungen in Anspruch nehmen musste. Und weniger in meiner Versicherungsart. Denn wie gesagt, ich kenne auch die Perspektive, wie es ist, anzurufen und auf die Frage nach der Kasse keine wirklich zielführende Antwort zu haben. Ab dem Moment ist es wirklich Verhandlungssache, was und ob überhaupt etwas passiert.

Es tun ja immer alle so, als hätten wir nur ein Zwei-Klassensystem...

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In einer Privatpraxis werden keine Kassenpatienten behandelt.

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OK,
dann warte ich mir also in Gesellschaft von lauter Mitprivilegierten den Hintern platt, bis ich drankomme. ;-)

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Es geht zum einen um die Ungleichbehandlung, die durch beide Systeme bedingt ist.
Andererseits geht es aber auch darum, daß man tatsächlich schlecht behandelt wird, wenn es sich für den Arzt wirtschaftlich nicht auszahlt, eine sinnvolle Behandlung einzuleiten.

"Früher", also vor 25 Jahren, da hatte ich auch schon Rückenbeschwerden - damals wurde rein symptomatisch behandelt. Fango, Massagen, Elektrotherapie. Offenbar zahlte das Kassensystem damals noch prächtig und es gab keinen Anlaß zum Sparen.
Bloß: geholfen hat das auch nicht, außer vielleicht dem Geldbeutel des Arztes und des Masseurs. Hätte man damals sinnvolle Maßnahmen geplant und eingeleitet (Diagnostik, KG, regelmäßiges eigenständiges Training), wäre ich später nicht immer kränker geworden.
15 Jahre später gab es schon das Prinzip der optimierten Versorgung von Kassenpatienten. Man verdiente vor allem an apparativen Leistungen (Ultraschall, Röntgen) und so wurde der Schwerpunkt eben hierauf verlegt. Ich habe in meiner Verzweiflung über die Jahre 6 verschiedene Orthopäden aufgesucht. Jedesmal wurden Röntgenbilder angefertigt. Ich wurde aber keineswegs über das Wesen und die Ursache meiner Beschwerden aufgeklärt, bekam keine Maßnahmen an die Hand, was ich selbst hätte tun können. Es wurden diverse, aufgrund der Oberflächlichkeit krasse, Fehleinschätzungen der Situation getätigt.
Noch besser: Arzt und Physiotherapeut arbeiteten nicht zusammen sondern offenbar gegeneinander. Das Ergebnis war: ich hätte es ebensogut lassen können.

Ich hatte mich mit meinen Schmerzen abgefunden. Auch daß ich mir vor drei Jahren das Handgelenk irgendwie zerdengelt habe, brachte mich nicht dazu, einen Arzt aufzusuchen. Sinnlos, so sagte mir die Erfahrung. Bei akuten Beschwerden brauchte ich auch nirgens anzurufen. Bei einem Termin nach drei Monaten Wartezeit würden sie schon wieder verschwunden sein.
Ich schwor mir, daß ich keinen Orthopäden mehr aufsuchen würde, solange ich noch selbst in der Lage sei, eine Praxistür selbständig gehend zu passieren.

Erst mit "Vitamin B" kam dann die Erleuchtung und eine sinnvolle Behandlung.
Heute weiß ich, daß ich mit unter 40 bereits Coxarthrose habe, die durch die jahrelange Fehlbelastung entstanden ist, was hätte vermieden werden können, wenn...., ja wenn.... Daneben habe ich eine recht stattliche Diagnoseliste, wo doch der letzte Arzt vorher mir noch erzählen wollte, ich hätte wahrscheinlich rein psychische Probleme.

Was macht das anschaulich?
Das System fördert bei den entsprechend affinen Medizinern eine Optimierung in Hinblick auf ihren eigenen Profit. Der Patient konnte früher davon auch profitieren und Linderung erfahren, heute aber eher nicht, da Sparzwang angesagt ist.
Da gesunde Menschen kaum einen Facharzt aufsuchen, haben diese Praxen auch kaum Möglichkeit "Verdünnerscheine" zu generieren, um damit die Behandlung Kranker zu subventionieren - dies bleibt eher Hausärzten und Internisten vorbehalten.
Daher müssen die noch eher gesunden Kranken die richtig kranken Kranken in einer Facharztpraxis subventionieren. Das führt dazu, daß noch eher gesunde Kranke trotz Beschwerden erst dann sinnvoll behandelt werden, wenn sie in die Liga der kranken Kranken aufgestiegen sind.
So reime ich mir das zusammen.

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@ Mark: "Es tun ja immer alle so, als hätten wir nur ein Zwei-Klassensystem..." - Bundesärztpräsident Hoppe jedenfalls spricht da ganz offen von.

Es ist Realität.

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@kid37:
Ich bezweifle nicht, dass es zwei Klassen gibt. Ich sage nur: Es gibt sogar mehr als zwei, nämlich mindestens drei. Über die erhebliche Dunkelziffer der Nichtversicherten (gerade auch unter Selbständigen/Freiberuflern) reden die Palaverköpfe in den Talkshows nur nicht so gerne, weil das erschreckend deutlich aufzeigen würde, wie weit die Demontage des Sozialstaats längst vorangeschritten ist. Damit kann aber schlecht für noch mehr "Reformen" werben, also spart man das Thema lieber aus.

@midori: Es schlägt mir wirklich auf den Magen, das zu lesen, es deckt sich aber mit manchem, was ich mir auch zusammenreime. Vor allem der Punkt, dass viel Praxis-Betrieb primär darauf ausgerichtet ist, die angeschafften Apparaturen zu refinanzieren, ganz gleich, ob das jetzt einen Erkenntnis- oder gar Heilwert hat. Richtig ist auch, dass das System rechtzeitiges Handeln beim Auftreten erster Symptome überhaupt nicht fördert.

Es verhält sich leider so, wie es Eugen Roth schon vor Jahrzehnten so genial auf den Punkt gebracht hat:

Zwei Dinge sind der Ärzte Not:
a) Gesundheit
b) der Tod
Drum hält der Arzt, damit er lebe,
uns zwischen beidem in der Schwebe.

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(Das sind wohl eher "typische" Stellen für die harmlosen Dinge, aber besser is') Hautärzte sind auf meiner Fachärzteskala ganz weit unten. Immer rappelvoll und in der Diagnose von mitunter interessanter Wechselmeinung. (Sprich: Ich habe noch keinen guten gefunden ;-))

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Äh, was sind "typische Stellen"? Wenn ich mich unklar ausgedrückt haben sollte: die Dinger befinden sich nicht in der Hautfalte unter den Gewebesäcken, sondern noch tiefer

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Ah ok. Ich hatte tatsächlich auf die Hautfalte dort getippt. Dort gibt es ja häufiger Probleme.

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Der privatversicherte Jammernichlappen kann Sie zwar verstehen, was ihren Ärger über Wartezeiten angeht, ansonsten bin ich aber eher bei Herrn Mark! Ich habe unterschiedlichste Erfahrungen bei unterschiedlichen Ärzten gemacht. So kann ich z.B. 100%ig versichern, dass das Frl. beim Kinderarzt in keiner Weise bevorzugt behandelt wird!

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Ich meine mich aber auch zu erinnern, daß Ihr Kinderarzt noch nie eine Rechnung geschickt hat....

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So eine Terminvergabe ist einfach unverschämt (auch wenn man an die letzte Ärzteaktion in den FuZos der Nation denkt). Hier am Ort gibt es ein Klinikum, in dem man jederzeit einen Facharzt bekommt - auch als Kassenpatient. Es mag daran liegen, dass wir hier eher als Kleinstadt zählen.

Und leider ja, wir leben in einer Zwei-Klassen Gesellschaft (nicht nur bezgl. der med. Versorgung). Ich bin Privat-Patient und muss mich manchmal schämen, wenn ich unangemeldet eine volle Arztpraxis aufsuche und spätestens nach 5-10 Min. «vorgezogen» werde.
Nichtsdestotrotz hat es mir einmal mehr als geholfen, Privat versichert zu sein. Ich denke, es hat mir große Leiden erspart (aber das ist eine andere Geschichte).

Ich hoffe ihre «Flecken» erweisen sich als harmlos.

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