Dienstag, 26. April 2011
[Unverdaut]
In der Liebe liegen das Schönste und das Schrecklichste nahe beieinander. Manchmal kann man sie nicht auseinanderhalten.

Die Wucht, mit der manche Erkenntnisse einen treffen können, kommt immer unvermittelt. Frage: Korreliert die Aufprallstärke mit der zeitlichen Nähe zu einem wichtigen Datum?

Ich war noch nie so sicher.
Ich war noch nie so unsicher.
Ich müßte mit jemandem reden, aber dafür kommt keiner in Frage.



.

... link (2 Kommentare)   ... comment


Samstag, 23. April 2011
[Ernte]
Gestern gefühlt den Tag verschlafen wegen totaler Erschöpfung, dann aber mit dem Liebsten beschlossen, doch noch vor die Tür ins Grüne zu gehen. Ich nahm eines meiner Springseile mit, trotz Knie - wollte einfach wissen, ob man draußen gut hüpfen kann.
Obwohl uns jede Menge Leute entgegen kamen, die den Tag am See verbracht hatten und nun heim wollten, waren noch jede Menge Teens vor Ort, die bei Grill und Bier und Zigaretten (ich dachte, Rauchen sei mittlerweile uncool?) die schönen Plätze in Rauch und Lärm hüllten.
Peinlichen Gesprächsfetzen belauscht, das mittem auf dem Schotterweg stattfand, eine verbraucht aussehende Teenieblondine erklärte einem dicklichen Gegenüber gerade "Aber ich liebe Dich nicht" mit einem damit-das-ein-für-alle-mal-klar-ist-und-keine-Diskussino-mehr-Ton. Fremdschämen.
Irgendwann an einer Bank ohne Meeresblick gehalten, der LIebste mit dem Buch auf der Bank, ich davor mit dem Springseil. Das ging aber irgendwie gar nicht. Schotter spritzte, Seil verdrehte, ich hätte doch das andere Seil mitnehmen sollen oder andere Schuhe oder was auch immer. Genervt aufgegeben.

"Macht's Dir was aus, wenn ich eine Runde um den See laufe?", frage ich. "Ist ok" sagt der Liebste.

Und ich laufe los.
Komisches Gefühl. Ich habe keine Uhr dabei, keinen Pulsmesser. Wo ich mich doch immer sklavisch selbst kontrolliere. Ich laufe einfach so, frei, locker, so wie mein Körper das Tempo vorgibt. Es ist so einfach auf einmal, ich bin ganz baff.
Als ich an die steile Brücke komme, bin ich schon etwas erschöpft und die Beine schwer, immerhin habe ich Muskelkater und es ist mein erster Lauf seit dem Spätsommer. Trotzdem nehme ich die Steigung mit Leichtigkeit, bin zwar oben mit schnellerem Puls als unten, aber kein Vergleich zu dem atemlosen Schnaufen, das ich in der Vergangenheit immer hatte.
Das, denke ich, das ist endlich die Ernte dessen, was ich in den letzten Monaten hart erarbeitet habe. Die Leichtigkeit, die nicht von selbst kommt, sondern Produkt ist von viel Schweiß und noch mehr Flüchen, denn geflucht habe ich viel, immer, wenn ich dachte, ich packe es nicht, wenn ich vor lauter Atemlosigkeit dachte, ich schaffe keine weiteren 30 Sekunden im Intervalltraining und dann doch noch das Letzte aus mir herausgepreßt habe.
Es ist auch ein wenig wie beim Tanzen. Die Leichtigkeit ist ein Produkt vieler Stunden Arbeit und immer wieder überwundenem Frust, doch am Ende kann man lächeln, über einen vollendeten Walzer oder oben auf der Brücke, wo man im Weitblick über das Wasser die untergehende Sonne sich spiegeln sieht und sich freut, daß irgendwann nicht mehr alles ein Kampf sein muß.

Vielleicht ist es im Leben ja auch so.
Man strampelt sich ab, durch die vielen Krisen und Täler, es ist ja nicht leicht dieses Leben. Nur manchmal, plötzlich, da steht man auf einmal über der Situation, die Dinge sind leicht und man fragt sich, was vorher eigentlich so schwierig war. Achja, dies und das, aber jetzt, jetzt ist es anders, unser Lebensmuskel ist jetzt gewachsen, vielleicht sogar mehr als bei denen, die es schon immer leicht hatten.




.

... link (4 Kommentare)   ... comment