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Sonntag, 26. September 2010
[NT]
midori, 15:30h
Ich nenne ihn jetzt mal NT, den Neuen Tanzlehrer.
Der NT ist einer von der Sorte, die ihr Mobifon in einer Schutztasche am Gürtel tragen.
Ich habe dem NT in Rahmen von drei Stunden eines Anfänger-/Crash-Kurses assistiert, wobei sich unsere Bekanntschaft nicht unbedingt vertieft hat.
Nur trug es sich aber zu, daß der NT zum Zugucken beim alten Tanzlehrer hereinkam und dann folgendes tat: den Oberarm am Körper irgendwie fest und dann den Unterarm angehoben und aus dem Ellenbogengelenk mit der Hand so herumgewedelt bzw. gewunken wie ein aufgeregter Scheibenwischer und dazu in unglaublicher Quäkstimme "Hallo Midori!!!!!" durch den Raum gekreischt (mit den Ausrufezeichen). Ich also direkt bedient.
Tanzen kann er ja, der NT, das hat er gezeigt mit seiner Partnerin ein paar Tage später. Danach kam er wieder direkt auf mich zugestürmt, schüttelte mir die Hand, fragte, wie es mir geht, also, ähm, ja, was soll man da sagen? Nicht so gut, sage ich, erkältet *hust*, lobe ihn ein wenig, wie wundervoll er getanzt hat und dann ist er zum Glück auch schon weg.
Zum Unterrichten finde ich ja ein paar Dinge recht wichtig. Es ist ja nicht bloß erforderlich, daß man die Dinge beherrscht, die man anderen beibringen möchte, sondern man muß das auch vermitteln können. Und Motivation ist ja auch so ein Ding, Loben kann hilfreich sein.
Bei der nächsten Stunden guckte der NT also zu beim alten Tanzlehrer. Nachdem der Liebste und ich uns ungefähr eine Stunde im Tango-Nahkampf abgerangelt hatten, war freies Tanzen angesagt, zwei langsame Walzer, zwei Quickstep, dann Wiener Walzer. Also wer mal mitzählt, kann sich denken, daß ich mit Resterkältung ziemlich am Hecheln war und die Bluse war auch schon naß. Und dann ruft der NT vom Rand "Gib Gas, Midori! Geh nach vorne!" Ich kann zwar kaum noch, tue ihm aber den Gefallen und ein lobendes "Jaaa" kommt vom Rand. Alle zufrieden.
Dann Slowfox, ich eigentlich schon komplett durch, aber Slowfox, mein Liebling, den kann ich nicht auslassen. Nach zweien bin ich aber endgültig fertig. Ich stelle mich an den Rand zum NT und er sagt ganz ernst "Also, der Slowfox ist Euer schlechtester Tanz."
Na, vielen Dank! Genau das brauche ich jetzt? Und der meint, daß unser Tango-Nahkampf also besser ist? Nunja, alles Geschmackssache.
Fühle mich nicht motiviert.
Später kommt man noch ins Gespräch. Wir hatten geübt, Abstimmungsschwierigkeiten, Führungsprobleme, wie soll man das nennen, also man kennt die Schritte, jeder weiß, was zu tun ist, aber im entscheidenden Moment bekomme ich nicht mit, ob nun die schnelle oder die langsame Variante der Figur x kommt.
Der NT und die Tanzlehrerin übertreffen sich nun mit Tips. Der NT meint, ich solle mich einfach führen lassen. Aha. Die Tanzlehrerin meint, es läge am Senken, der NT meint, es läge am Heben, dann ist es wieder die Schrittgröße, dann das Timing, er schnappt sich mich und meint, machste so und so, aber bei ihm ist es kein Problem, er kann es ja führen, er soll es meinem Herren beibringen, aber das tut er nicht und mein Herr weiß nicht, wo jetzt genau der entscheidende Unterschied liegt.
Didaktisch also Komplettfail.
Egal.
Am nächsten Tag machen wir halt wieder Tango-Nahkampf und stümpern noch ein wenig Slofoxtrottend über das Parkett, macht trotzdem Spaß.
.
Der NT ist einer von der Sorte, die ihr Mobifon in einer Schutztasche am Gürtel tragen.
Ich habe dem NT in Rahmen von drei Stunden eines Anfänger-/Crash-Kurses assistiert, wobei sich unsere Bekanntschaft nicht unbedingt vertieft hat.
Nur trug es sich aber zu, daß der NT zum Zugucken beim alten Tanzlehrer hereinkam und dann folgendes tat: den Oberarm am Körper irgendwie fest und dann den Unterarm angehoben und aus dem Ellenbogengelenk mit der Hand so herumgewedelt bzw. gewunken wie ein aufgeregter Scheibenwischer und dazu in unglaublicher Quäkstimme "Hallo Midori!!!!!" durch den Raum gekreischt (mit den Ausrufezeichen). Ich also direkt bedient.
Tanzen kann er ja, der NT, das hat er gezeigt mit seiner Partnerin ein paar Tage später. Danach kam er wieder direkt auf mich zugestürmt, schüttelte mir die Hand, fragte, wie es mir geht, also, ähm, ja, was soll man da sagen? Nicht so gut, sage ich, erkältet *hust*, lobe ihn ein wenig, wie wundervoll er getanzt hat und dann ist er zum Glück auch schon weg.
Zum Unterrichten finde ich ja ein paar Dinge recht wichtig. Es ist ja nicht bloß erforderlich, daß man die Dinge beherrscht, die man anderen beibringen möchte, sondern man muß das auch vermitteln können. Und Motivation ist ja auch so ein Ding, Loben kann hilfreich sein.
Bei der nächsten Stunden guckte der NT also zu beim alten Tanzlehrer. Nachdem der Liebste und ich uns ungefähr eine Stunde im Tango-Nahkampf abgerangelt hatten, war freies Tanzen angesagt, zwei langsame Walzer, zwei Quickstep, dann Wiener Walzer. Also wer mal mitzählt, kann sich denken, daß ich mit Resterkältung ziemlich am Hecheln war und die Bluse war auch schon naß. Und dann ruft der NT vom Rand "Gib Gas, Midori! Geh nach vorne!" Ich kann zwar kaum noch, tue ihm aber den Gefallen und ein lobendes "Jaaa" kommt vom Rand. Alle zufrieden.
Dann Slowfox, ich eigentlich schon komplett durch, aber Slowfox, mein Liebling, den kann ich nicht auslassen. Nach zweien bin ich aber endgültig fertig. Ich stelle mich an den Rand zum NT und er sagt ganz ernst "Also, der Slowfox ist Euer schlechtester Tanz."
Na, vielen Dank! Genau das brauche ich jetzt? Und der meint, daß unser Tango-Nahkampf also besser ist? Nunja, alles Geschmackssache.
Fühle mich nicht motiviert.
Später kommt man noch ins Gespräch. Wir hatten geübt, Abstimmungsschwierigkeiten, Führungsprobleme, wie soll man das nennen, also man kennt die Schritte, jeder weiß, was zu tun ist, aber im entscheidenden Moment bekomme ich nicht mit, ob nun die schnelle oder die langsame Variante der Figur x kommt.
Der NT und die Tanzlehrerin übertreffen sich nun mit Tips. Der NT meint, ich solle mich einfach führen lassen. Aha. Die Tanzlehrerin meint, es läge am Senken, der NT meint, es läge am Heben, dann ist es wieder die Schrittgröße, dann das Timing, er schnappt sich mich und meint, machste so und so, aber bei ihm ist es kein Problem, er kann es ja führen, er soll es meinem Herren beibringen, aber das tut er nicht und mein Herr weiß nicht, wo jetzt genau der entscheidende Unterschied liegt.
Didaktisch also Komplettfail.
Egal.
Am nächsten Tag machen wir halt wieder Tango-Nahkampf und stümpern noch ein wenig Slofoxtrottend über das Parkett, macht trotzdem Spaß.
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Freitag, 24. September 2010
[Job]
midori, 19:14h
Ich wollte mich verändern, das stand auf dem Plan für 2010.
Weil ich nicht wußte, wohin, war erstmal ein Coaching angedacht.
Doch dann....
Ja, es kam etwas dazwischen, etwas, das mich längerfristig daran hindert, den Job zu wechseln, so bis Mitte nächsten Jahres. Etwas Schönes. Und dann doch so Hinderliches. Und so wird das Schöne ein wenig getrübt.
Ich halte das aus, dachte ich.
Jetzt sitze ich hier seit Wochen und falle in mich zusammen.
Job.
Ich brauche ihn. Ich brauche Geld zum Leben. Und doch scheint er gleichzeitig nur hinderlich am Leben.
Es gibt hier keine Erfüllung für mich und seit längerem auch keine wirklichen Aufgaben mehr.
Keine Forderung, keine Förderung, nur immer die Angst: nicht mehr gebraucht werden, daß es jemand bemerkt, daß ich in Wirklichkeit vollkommen überflüssig bin.
Während um mich herum die Welt im Streß versinkt und vor Wichtigkeit strotzt, schäme ich mich meiner Langeweile und der lähmenden Einsicht, daß ich daran nichts ändern kann.
Nicht, daß ich es nicht versucht hätte. Ich hatte auch mal Ideen. Gute sogar. Aber wieviele Ideen hat einer noch, dessen Ideen zwar für gut befunden werden, aber doch nie umgesetzt wurden?
Wie sehr hängt sich jemand noch rein, der von besonders einem Kollegen immer wieder abgefälscht wurde?
Und dann die anderen Ängste: ich kann ja eigentlich gar nichts und bestimmte Eigenschaften, die es anderen vielleicht leicht machen, sind mir nicht zu eigen. Kann nicht gut reden, mich präsentieren und verkaufen und als toll hinstellen. Ich kann mir nicht gut Freunde machen oder netzwerken.
Ich kann so vieles nicht und werde dabei immer älter.
Dann sehe ich, wie sehr sich die Frau A anstrengen muß, gerade den Job verloren, verquerer Lebensweg, so wie ich, mit Mittezwanzigjährigen konkurrieren müssen, sich abspeisenlassen müssen für wenig Geld. Gut, daß ich kein Kind habe, denke ich, flexibel sein muß man ja heute auch noch, egal wie die Lebensumstände sind, egal wie die persönliche Konstitution ist.
Ich sitze hier und versuche, die Zeit herumzubringen, die Stunden, die Tage, die Wochen.
Doch mit der Zeit wird es schwierig, sich zu konzentrieren, tatsächlich auch stringent die wenige Arbeit zu tun, die mir über den Weg läuft, so als würde mir alles durch die Finger rinnen, das Leben, die Zeit.
Ich beneide die, die für ihre Aufgabe brennen, sich reinhängen, voller Energie ihrem Tagwerk nachgehen. Ich versuche, diese Energie in meine Freizeit zu legen; es hat deswegen Konflikte gegeben.
Ich brauche einfach Erfolgserlebnisse und Anerkennung und im Sport oder beim Tanzen bekommt man nichts geschenkt, kann sich nicht auf der Leistung von gestern ausruhen.
Du könntest doch in dem Bereich... ja, der Vorschlag war da, der Gedanke war da, aber dann wieder: zu alt, keine Rampensau, Konkurrenz und Gedrängle, ich will das nicht, ich will aufgehen in einer Sache, brennen, mich reinhängen, aber ich bin so nicht, nicht einmal mit Dingen, von denen ich 100% begeistert bin, kann ich andere anstecken
Und jetzt hänge ich bloß in der Luft.
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Weil ich nicht wußte, wohin, war erstmal ein Coaching angedacht.
Doch dann....
Ja, es kam etwas dazwischen, etwas, das mich längerfristig daran hindert, den Job zu wechseln, so bis Mitte nächsten Jahres. Etwas Schönes. Und dann doch so Hinderliches. Und so wird das Schöne ein wenig getrübt.
Ich halte das aus, dachte ich.
Jetzt sitze ich hier seit Wochen und falle in mich zusammen.
Job.
Ich brauche ihn. Ich brauche Geld zum Leben. Und doch scheint er gleichzeitig nur hinderlich am Leben.
Es gibt hier keine Erfüllung für mich und seit längerem auch keine wirklichen Aufgaben mehr.
Keine Forderung, keine Förderung, nur immer die Angst: nicht mehr gebraucht werden, daß es jemand bemerkt, daß ich in Wirklichkeit vollkommen überflüssig bin.
Während um mich herum die Welt im Streß versinkt und vor Wichtigkeit strotzt, schäme ich mich meiner Langeweile und der lähmenden Einsicht, daß ich daran nichts ändern kann.
Nicht, daß ich es nicht versucht hätte. Ich hatte auch mal Ideen. Gute sogar. Aber wieviele Ideen hat einer noch, dessen Ideen zwar für gut befunden werden, aber doch nie umgesetzt wurden?
Wie sehr hängt sich jemand noch rein, der von besonders einem Kollegen immer wieder abgefälscht wurde?
Und dann die anderen Ängste: ich kann ja eigentlich gar nichts und bestimmte Eigenschaften, die es anderen vielleicht leicht machen, sind mir nicht zu eigen. Kann nicht gut reden, mich präsentieren und verkaufen und als toll hinstellen. Ich kann mir nicht gut Freunde machen oder netzwerken.
Ich kann so vieles nicht und werde dabei immer älter.
Dann sehe ich, wie sehr sich die Frau A anstrengen muß, gerade den Job verloren, verquerer Lebensweg, so wie ich, mit Mittezwanzigjährigen konkurrieren müssen, sich abspeisenlassen müssen für wenig Geld. Gut, daß ich kein Kind habe, denke ich, flexibel sein muß man ja heute auch noch, egal wie die Lebensumstände sind, egal wie die persönliche Konstitution ist.
Ich sitze hier und versuche, die Zeit herumzubringen, die Stunden, die Tage, die Wochen.
Doch mit der Zeit wird es schwierig, sich zu konzentrieren, tatsächlich auch stringent die wenige Arbeit zu tun, die mir über den Weg läuft, so als würde mir alles durch die Finger rinnen, das Leben, die Zeit.
Ich beneide die, die für ihre Aufgabe brennen, sich reinhängen, voller Energie ihrem Tagwerk nachgehen. Ich versuche, diese Energie in meine Freizeit zu legen; es hat deswegen Konflikte gegeben.
Ich brauche einfach Erfolgserlebnisse und Anerkennung und im Sport oder beim Tanzen bekommt man nichts geschenkt, kann sich nicht auf der Leistung von gestern ausruhen.
Du könntest doch in dem Bereich... ja, der Vorschlag war da, der Gedanke war da, aber dann wieder: zu alt, keine Rampensau, Konkurrenz und Gedrängle, ich will das nicht, ich will aufgehen in einer Sache, brennen, mich reinhängen, aber ich bin so nicht, nicht einmal mit Dingen, von denen ich 100% begeistert bin, kann ich andere anstecken
Und jetzt hänge ich bloß in der Luft.
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