Dienstag, 5. Oktober 2010
[Gerad nicht drin]
midori, 13:22h
Neulich einen Zeitungsartikel gelesen, ist ja jetzt egal, um wen es da ging, so einen semi-prominenten Typen halt und dann stand da, man könne ihm dann und wann auch in der U-Bahn begegnen, weil ein Auto "gerade nicht drin" sei.
Das ging mir nicht aus dem Kopf.
Wir und die Autos.
Ich habe ein Auto, aber ich fahre viel mit den Öffentlichen, wie man sie nennt. Jeden Tag mit S-Bahn oder Regionalbahn ins Büro und zurück. Zum Shoppen in die Nachbarstadt: mit der Bahn. Zum Sport in der Nachbarstadt: mit der Bahn.
Aber ich fahre auch Auto.
Zum Katzenstreu holen (schwer). Zum Laufen (ungünstig gelegen). Manchmal zum Sport (zu faul zum Gehen).
Der Liebste ist überzeugter Bahnfahrer. Er will kein eigenes Auto und statt Firmenwagen hat er jetzt eine Bahncard 100. Manchmal benutzt er mein Auto, wenn er etwas Schweres transportieren muß, aber selten.
Mehr als eine Stunde in meinem Auto ist denkbar unbequem. Das Auto ist alt, die Anlage schrömmelig, es gibt keine Extras, die das Fahren komfortabel machen würden. Klar, manchmal hätte ich gerne ein neueres, modernes Auto, aber im Grunde meines Herzens ist es mir das nicht wert, gebe ich mein Geld lieber für andere Dinge aus. Und auf Kredit ein Auto kaufen? Nur um damit die Nachbarn zu beeindrucken? Undenkbar.
Aber zurück zum Bahnfahren.
Ich fahre nicht gerne Bahn. Im Berufsverkehr ist es meistens sehr voll in den Zügen. Ich schiebe auch einen Teil meiner vielzähligen Infektionen auf das Bahnfahren, weil Mitfahrer sich in die Hände Husten und dann damit alles anfassen, was ich vielleicht später anfasse, weil man die Fenster in den modernen Zügen nicht mehr öffnen kann, weil die Klimaanlagen insuffizient sind, weil andere Mitfahrer sich ungerne waschen oder die Lehnen vollsabbern, weil sie sich durch den Schlitz der Sitze mit dem Vordermann unterhalten.
Dabei sind die Berufspendler ja noch ganz angenehm. Aber dann die Gelegenheitsfahrer, die am Flughafen aussteigen, so wie ich und mit ihren Koffern alle anrempeln müssen und Panik verbreiten! Einen Ellenbogen von so Leuten hatte ich auch schon im Gesicht. Und wenn man mal abends oder am Wochenende fährt: besoffene und gröhlende Fußballfans (ich bin schon ausgestiegen deswegen), alle Randgruppenangehörigen, die man sich denken kann, jugendliche Prolos, Leute, die ihre Schuhe auf die Sitze stellen, Getränke oder Urin auf den Boden verschütten, überquellende Mülleimer.
Auch gerne: Schulklassen, Kegelbrüder und -schwestern, Damen in Sektlaune, Brauchsuhändy-Rap-Nerver mit blechernen Mobiltelefonlautsprechern, bei denen man hofft, der Akku ist gleich alle, Waschweiber, die den ganzen Waggon unterhalten, ob man unterhalten werden will oder nicht, kichernde Girls und dann die Leute auf den Rolltreppen, die sofort in Totenstarre verfallen und sich nicht vorstellen können, daß andere Menschen Rolltreppen tatsächlich hochGEHEN und und und...
Bahnfahren könnte schön sein, wenn die anderen Bahnfahrer nicht wären.
Ich setze mich in den Zug und will meine Ruhe. Ich will von a nach b. Ich nerve keine anderen Leute, ich stöpsel mir was ins Ohr oder lese. Wenn ich mich unterhalte, dann tue ich es leise. Ich wasche mich regelmäßig und krümel auch nicht alles voll. Ich finde das nicht schwierig, warum können andere das nicht?
Angesichts der anderen Bahnfahrer muß ich sagen: ich hasse das Bahnfahren.
Es ist vernünftiger, umweltschonender, kostet weniger Geld, geht oft schneller und zuverlässiger, aber ich hasse es einfach.
Aber ich kann nicht mit dem Auto fahren. Es gibt keine Parkplätze, dort wo ich arbeite, es wäre auch Geldverschwendung bei den Spritpreisen, aber wahrscheinlich würde ich an Tagen, wo mir alles auf den Zeiger geht, trotzdem fahren.
Ich frage mich, ob es besser wäre, wenn mehr Leute Bahn führen. Wären dann mehr "normale" Menschen unterwegs und nicht nur die, bei denen ein Auto "gerade nicht drin" ist?
Denn genauso scheint es mir: wer kann, wer es sich leisten kann, wer es geschafft hat, der fährt mit dem Auto. Umwelt? Egal. Geld? Hab ich genug. Stau? Hab doch meinen CD-Wechsler und Schuld sind sowieso die anderen.
Fahre ich nun aus Überzeugung, wenn auch zähneknirschend? Ich könnte ja auch irgendwo hier im Umkreis nach einem Parkplatz suchen, ein etwas weiterer Fußweg wäre dann in Kauf zu nehmen, das könnte gehen, aber ehrlich: das wäre mir dann auch zu umständlich.
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Das ging mir nicht aus dem Kopf.
Wir und die Autos.
Ich habe ein Auto, aber ich fahre viel mit den Öffentlichen, wie man sie nennt. Jeden Tag mit S-Bahn oder Regionalbahn ins Büro und zurück. Zum Shoppen in die Nachbarstadt: mit der Bahn. Zum Sport in der Nachbarstadt: mit der Bahn.
Aber ich fahre auch Auto.
Zum Katzenstreu holen (schwer). Zum Laufen (ungünstig gelegen). Manchmal zum Sport (zu faul zum Gehen).
Der Liebste ist überzeugter Bahnfahrer. Er will kein eigenes Auto und statt Firmenwagen hat er jetzt eine Bahncard 100. Manchmal benutzt er mein Auto, wenn er etwas Schweres transportieren muß, aber selten.
Mehr als eine Stunde in meinem Auto ist denkbar unbequem. Das Auto ist alt, die Anlage schrömmelig, es gibt keine Extras, die das Fahren komfortabel machen würden. Klar, manchmal hätte ich gerne ein neueres, modernes Auto, aber im Grunde meines Herzens ist es mir das nicht wert, gebe ich mein Geld lieber für andere Dinge aus. Und auf Kredit ein Auto kaufen? Nur um damit die Nachbarn zu beeindrucken? Undenkbar.
Aber zurück zum Bahnfahren.
Ich fahre nicht gerne Bahn. Im Berufsverkehr ist es meistens sehr voll in den Zügen. Ich schiebe auch einen Teil meiner vielzähligen Infektionen auf das Bahnfahren, weil Mitfahrer sich in die Hände Husten und dann damit alles anfassen, was ich vielleicht später anfasse, weil man die Fenster in den modernen Zügen nicht mehr öffnen kann, weil die Klimaanlagen insuffizient sind, weil andere Mitfahrer sich ungerne waschen oder die Lehnen vollsabbern, weil sie sich durch den Schlitz der Sitze mit dem Vordermann unterhalten.
Dabei sind die Berufspendler ja noch ganz angenehm. Aber dann die Gelegenheitsfahrer, die am Flughafen aussteigen, so wie ich und mit ihren Koffern alle anrempeln müssen und Panik verbreiten! Einen Ellenbogen von so Leuten hatte ich auch schon im Gesicht. Und wenn man mal abends oder am Wochenende fährt: besoffene und gröhlende Fußballfans (ich bin schon ausgestiegen deswegen), alle Randgruppenangehörigen, die man sich denken kann, jugendliche Prolos, Leute, die ihre Schuhe auf die Sitze stellen, Getränke oder Urin auf den Boden verschütten, überquellende Mülleimer.
Auch gerne: Schulklassen, Kegelbrüder und -schwestern, Damen in Sektlaune, Brauchsuhändy-Rap-Nerver mit blechernen Mobiltelefonlautsprechern, bei denen man hofft, der Akku ist gleich alle, Waschweiber, die den ganzen Waggon unterhalten, ob man unterhalten werden will oder nicht, kichernde Girls und dann die Leute auf den Rolltreppen, die sofort in Totenstarre verfallen und sich nicht vorstellen können, daß andere Menschen Rolltreppen tatsächlich hochGEHEN und und und...
Bahnfahren könnte schön sein, wenn die anderen Bahnfahrer nicht wären.
Ich setze mich in den Zug und will meine Ruhe. Ich will von a nach b. Ich nerve keine anderen Leute, ich stöpsel mir was ins Ohr oder lese. Wenn ich mich unterhalte, dann tue ich es leise. Ich wasche mich regelmäßig und krümel auch nicht alles voll. Ich finde das nicht schwierig, warum können andere das nicht?
Angesichts der anderen Bahnfahrer muß ich sagen: ich hasse das Bahnfahren.
Es ist vernünftiger, umweltschonender, kostet weniger Geld, geht oft schneller und zuverlässiger, aber ich hasse es einfach.
Aber ich kann nicht mit dem Auto fahren. Es gibt keine Parkplätze, dort wo ich arbeite, es wäre auch Geldverschwendung bei den Spritpreisen, aber wahrscheinlich würde ich an Tagen, wo mir alles auf den Zeiger geht, trotzdem fahren.
Ich frage mich, ob es besser wäre, wenn mehr Leute Bahn führen. Wären dann mehr "normale" Menschen unterwegs und nicht nur die, bei denen ein Auto "gerade nicht drin" ist?
Denn genauso scheint es mir: wer kann, wer es sich leisten kann, wer es geschafft hat, der fährt mit dem Auto. Umwelt? Egal. Geld? Hab ich genug. Stau? Hab doch meinen CD-Wechsler und Schuld sind sowieso die anderen.
Fahre ich nun aus Überzeugung, wenn auch zähneknirschend? Ich könnte ja auch irgendwo hier im Umkreis nach einem Parkplatz suchen, ein etwas weiterer Fußweg wäre dann in Kauf zu nehmen, das könnte gehen, aber ehrlich: das wäre mir dann auch zu umständlich.
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