Dienstag, 13. Juli 2010
[alp]
midori, 19:18h
Am Morgen plötzlich blitzartig wach aus einem plastischen Traum.
Die Kollegin, die im letzten Jahr das Unternehmen verließ, um ihr Studium zu beenden und sich dann nicht mehr meldete, plötzlich steht sie im Traum vor mir, abgemagert, in einem weißen Kleid, der linke Arm in der Mitte des Oberarms abgetrennt, die rechte verstümmtelte Hand reicht sie mir zur Begrüßung in ihrer gewohnt burschikosen Art.
Ich hatte versucht, den Kontakt zu ihr aufzunehmen, einen Brief geschrieben, der nicht zurückkam, aber auf den auch keine Antwort folgte. Über fünf Ecken hörte ich etwas von einer Krankheit, aber nichts Bestimmtes.
Ein schwieriger Mensch, aber auch geradeheraus, unverstellt und ehrlich, vielleicht deshalb auch als so schwierig empfunden, weil der Puffer des sozialen Stoßdämpfers im Gewand von Höflichkeit fehlte.
Frage mich, warum ich sie in einem Kleid träume, sie trug immer Hosen, war eher maskulin, Mode war ihr sichtlich egal, Kleidung mußte praktisch sein und haltbar.
Sparsam war sie und lebte von wenig. Dann irgendwann kaufte sie ein neues Auto, Geld war genug da, sie hielt nichts von Krediten.
Und dann kündigte sie, hatte sich alles ausgerechnet: 8 Monate könne sie sich von ihrem Ersparten finanzieren, in dieser Zeit endlich das Abendstudium beenden, das sich schon ewig hinzog, Krankenversicherung finanzieren, Diplomarbeit schreiben und dann etwas anderes machen, der Laden hier stank ihr.
Sie ging immer mit uns essen, nie mit den Leuten aus ihrer Abteilung, schien ein gutes Netzwerk zu haben innerhalb der Firma. Aber ihren Abschied hielt sie klein, sie wollte keine Feier, sagte, sie komme vorbei.
Ich buk einen Zwiebelkuchen, weil sie Süßes nicht so gerne mochte, kaufte einen Blumenstrauß.
Als sie kam, standen wir ratlos, jeder aß sein Stück Zwiebelkuchen.
Sie hinterließ keine Kontaktdaten.
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Die Kollegin, die im letzten Jahr das Unternehmen verließ, um ihr Studium zu beenden und sich dann nicht mehr meldete, plötzlich steht sie im Traum vor mir, abgemagert, in einem weißen Kleid, der linke Arm in der Mitte des Oberarms abgetrennt, die rechte verstümmtelte Hand reicht sie mir zur Begrüßung in ihrer gewohnt burschikosen Art.
Ich hatte versucht, den Kontakt zu ihr aufzunehmen, einen Brief geschrieben, der nicht zurückkam, aber auf den auch keine Antwort folgte. Über fünf Ecken hörte ich etwas von einer Krankheit, aber nichts Bestimmtes.
Ein schwieriger Mensch, aber auch geradeheraus, unverstellt und ehrlich, vielleicht deshalb auch als so schwierig empfunden, weil der Puffer des sozialen Stoßdämpfers im Gewand von Höflichkeit fehlte.
Frage mich, warum ich sie in einem Kleid träume, sie trug immer Hosen, war eher maskulin, Mode war ihr sichtlich egal, Kleidung mußte praktisch sein und haltbar.
Sparsam war sie und lebte von wenig. Dann irgendwann kaufte sie ein neues Auto, Geld war genug da, sie hielt nichts von Krediten.
Und dann kündigte sie, hatte sich alles ausgerechnet: 8 Monate könne sie sich von ihrem Ersparten finanzieren, in dieser Zeit endlich das Abendstudium beenden, das sich schon ewig hinzog, Krankenversicherung finanzieren, Diplomarbeit schreiben und dann etwas anderes machen, der Laden hier stank ihr.
Sie ging immer mit uns essen, nie mit den Leuten aus ihrer Abteilung, schien ein gutes Netzwerk zu haben innerhalb der Firma. Aber ihren Abschied hielt sie klein, sie wollte keine Feier, sagte, sie komme vorbei.
Ich buk einen Zwiebelkuchen, weil sie Süßes nicht so gerne mochte, kaufte einen Blumenstrauß.
Als sie kam, standen wir ratlos, jeder aß sein Stück Zwiebelkuchen.
Sie hinterließ keine Kontaktdaten.
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