Mittwoch, 12. Mai 2010
[garstig]
Ich kann ja schonmal richtig garstig sein.
So zum Beispiel heute morgen.
Ich war mit dem falschen Fuß aufgestanden und das auch noch zu spät, so spät, daß ich schon im Geiste abwägen mußte, ob ich innerhalb von 40 Minuten soweit sein würde, die Müdigkeit derart abzuschütteln, daß ich zum Sport gehen könnte oder ob das einfach nicht reichte, denn ich mußte vorher noch etwas zu mir nehmen, die Haare waschen und trocknen und dann das übliche Zeug, die Morgentoilette nennt man das und ich meine das unter anderem auch im wörtlichen Sinne.
Um es kurz zu machen: ich habe es tatsächlich geschafft, denn statt zu Fuß zu gehen bin ich mit dem Auto gefahren (=Zeitgewinn) und weiters packte ich keine Kleidung zum Wechseln ein, denn das Auto muß ja auch wieder heim, bevor ich zur Arbeit fahre, also kann ich Klamotten auch daheim wechseln.
In so einem Organisationsstreß, innerlich froh dann pünktlich beim Sport angekommen zu sein, bemerke ich dann, wie die Thekenhexe, die gerne mal die Chefin spielt, sich einen von den Flächentrainersklaven (schlecht ausgebildet, schlecht bezahlt, dafür aber dumm und willig) heranwinkt und ihm Instruktionen gibt.
Später werde ich feststellen, worum es dabei geht, denn unter den Kursteilnehmerinnen entsteht auf einemal ein Tumult, der Knabe hat den Auftrag, den Leuten zu verbieten, Taschen mit in den Kursraum zu nehmen. Alle regen sich auf.
Ja, warum eigentlich?

Es ist so, daß Taschen im Kursraum generell nicht erlaubt sind, aber durch Gewohnheitsrecht hat es sich eingebürgert, daß viele Leute kleine Taschen mitnehmen. Man braucht ja dann doch das eine oder andere Ding. 1-2 Trinkflaschen, 1-2 Handtücher, Taschentücher, den Schlüssel für den Spind, manche Medikamente, andere können nicht von ihrem Handy lassen. Angenommen wir haben nicht gerade Hochsommer, wird auch bald noch die Trainingsjacke oder der Sweater in der Tasche landen, sobald man sich aufgewärmt hat.
Wir stellen uns also einmal vor, jeder hat also dieses Sammelsurium an Einzelteilen, daß da am Rand herumliegt. Versus das Szenario "kleine Tasche".
Aber: Taschen sind ja nicht erlaubt, das Sammelsurium ist erlaubt.
Ich liebe es ja, wenn Mitturnerinnen ihre Flaschen dann mal neben den Step stellen, später dranstoßen und das Ding kullert dann durch die Reihen. Oder ein herrenloser Schlüssel schießt über den Boden.
Auch total toll, wenn ich meine Klamotten an den Rand lege und andere ihr Wasser drauf verplempern oder noch besser: drauflatschen. Ich soll mir also dann mit dem Drecksding noch den Schweiß abwischen.

Nur mal so.
Ich bin ja guten Argumenten zugänglich, aber der Knabe hatte mir gegenüber keine guten Argumente. Seine waren nämlich: "Ich kann ja nichts dafür" und "Ich bekomme einen drüber, wenn der Chef das sieht."
Es ging hier also um die Durchsetzung von Willkür, weil der Chef, der mit einem IQ unter dem Gefrierpunkt ausgestattet ist, denkt: keine Taschen = Sicherheit. Daß "keine Taschen" aber bedeutet: superviel Kleinkram = Unsicherheit, soweit wird nicht gedacht.
Daß man 1-3 Regale am Rand aufstellen könnte für Taschen und Kleinkram, darauf kommt man nicht bzw. das kostet ja Geld und macht Arbeit und wäre obendrein noch eine gute Lösung. Aber in diesem Laden wird gibt's ja Discount nicht nur beim Preis, sondern auch in allen anderen Belangen.

Nein, nein, ich sollte mich nicht aufregen.
Warum gehst Du nicht woanders hin, wird man mich fragen. Ja, warum?
Kein adäquates Angebot in der Stadt, das ist die Antwort.
Ich würde ja mehr bezahlen für ordentliche Qualität, allein: das gibt es (momentan) nicht.

Und dem Knaben habe ich ins Gesicht gebölkt,
er solle sich nicht zum Werkzeug machen lassen für Sachen, hinter denen er nicht steht, sondern vernünftige Lösungen suchen. Ich habe meine Tasche (eine Pliage) zusammengefaltet und ihn gefragt: siehst Du eine Tasche? Nein? Ok.
Dann habe ich meinen Kram schön verteilt und ihn gefragt, ob das so in seinem Sinne sei und er ist abgedackelt.


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Ja, ich kann sehr garstig sein.

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(Ein wenig OT:) Habe meinen heutigen freien Tag dazu genutzt, in einem Studio meiner Kette in eine ganz besonders fabulöse Vormittags-Stepstunde mit extrem abgefahrenen Choreografien zu gehen, die ich sonst wegen Arbeit immer verpassen muss. Und dann fiel sie wegen überraschender Trainererkrankung aus. Ich kenne nur eine Bloggerin, die meine Enttäuschung nachvollziehen kann: Sie.
Taschen in Turnräumen kenne ich gar nicht, die Damens kommen mit Wasserflasche und Handtuch (Schlüssel drangeklipst) aus, allerhöchstens Jacke dazu. Das passt an die Ränder und die Fensterbretter der Hopsräume.

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Ich kenne Ihre Leidenschaft für Step-Aerobic und es gibt (leider) nur sehr wenige, die diese Leidenschaft teilen. Da ich leider auch noch in einer Stadt wohne, deren Bewohnerstruktur offenbar kein hochwertiges Trainerportfolio langfristig tragen kann, ist mir jede gute Step-Stunde fast heilig und das Vormittagstraining seit der Reduzierung meiner Arbeitszeit ein Rettungsanker nach Streichung der Sonntagsstunden.

Da ich bereits in einem anderen Studio Mitglied war und auch regelmäßig zum Gasttraining in einem anderen Studio bin, kenne ich die Gepflogenheiten bezüglich der mitgebrachten Utensilien im Kursraum ganz gut. Taschen sind die absolute Ausnahme und i.d.R. nicht erlaubt. Wenn nun aber jahrelang über Taschen großzügig hinweggesehen wird, sofern sie nicht übermäßig groß sind und ihre Henkel zu Stolperfallen werden, und nun plötzlich ein junger Knabe den gestandenen Muttis hilflos versucht Vorschriften zu machen, dann ist das einfach lachhaft. Am Freitag darauf, so erfuhr ich, war die Dame an der Theke nicht anwesend und alle schleppten wieder ihre Taschen mit, wogegen weder jemand etwas sagte noch vorging. Schon seltsam....

By the way: ich plane einen Besuch in ihrer Stadt und würde mich über einen Hinweis für eine Step-Location sehr freuen. Kann mich auch anständig benehmen :-)

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Hach!
Ich schicke Ihnen heute Abend Tipps an die E-Mail-Adresse, die Sie seinerzeit in den Kommentaren auf der Vorspeisenplatte hinterlassen haben. Jetzt muss ich mich sputen, dass ich noch zum Step komme, haha.

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