Donnerstag, 19. März 2009
[Gleichgewicht]
Ich erinnere mich an eine Episode mit Steve.
Ich hatte gekocht, stand in der Küche meiner Wohnung am Herd und verteilte das Essen auf zwei Teller. Ich achtete darauf, daß auf beiden Tellern gleich viel zu Essen war und maß mit dem Eßlöffel bis zum letzten Rest ab.
Steve beobachtete alles genau und brummelte zustimmend.
Dann sagte er mir, wie gut er das findet und daß er sauer gewesen wäre, wenn ich es anders gemacht hätte.

Steve hatte einen ähnlich empfindlichen Sinn für Ungleichgewicht wie ich und er beobachtete sehr genau.

Später dann geriet unsere Freundschaft ins Ungleichgewicht und zerbrach. Heute möchte ich ihm nicht mehr begegnen, weil auch die Zeit die Waage nicht hat austarieren können, weil er äußerst ungerecht ausgeteilt hat, es aber niemals zugeben würde.

Manchmal geraten Details aus dem Gleichgewicht und seltsamerweise ist es in einem Fall nicht wichtig, weil andere Aspekte alles im Lot halten, und manchmal ist es genau anders herum, die Waage schwankt schon bedenklich mit einer Tendenz in die eine oder andere Richtung und etwas von außen völlig nichtig Erscheinendes läßt sie vollends kippen.
Plötzlich ist man verliebt oder verkracht und letztlich vermag man nicht zu sagen, was der Beziehung die gegenteilige Richtung gegeben hätte.
Millisekunden, Millimeter, Milligramm - ein Hauch und es wäre ganz anders gewesen.

Vielleicht ist es auch so, daß einige Wesen wie Briefwaagen sind und eine bloße Feder genügt und andere sind wie große Lkw-Waagen, die bringt so schnell nichts aus der Ruhe.

Fühle mich wie Briefwaage mit Detonationsvorrichtung am Ende der Skala; ab und zu macht es eben Kawumm.



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... und dann gibt es noch die Menschen, die manchmal eine Briefwaage und machmal eine LKW-Waage sind. Ich zum Beispiel. Ich gebe aber offen zu, dass mir das Leben als LKW-Waage deutlich besser gefällt. Es ist viel leichter. Nicht unbedingt immer schöner, aber leichter.

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Mir sind diese Gedanken sehr fremd, es klingt so sehr nach "Aufrechnen" und das ist etwas, was ich nie verstehen werde. Bei mir bekommt mal einer mehr Essen, mal trinkt jemand den letzten Schluck aus der Flasche, mal gibt der eine mehr und mal der andere, aber ob es sich irgendwann ausgeht weiß ich nicht und erwarte es auch nicht. Mir ist es wichig, abhaken zu können, auch das, was eingesteckt wurde. Wir sind doch alle so unterschiedlich mit unseren Bedürfnissen und mit unseren Einschätzung des Maßes und der Situation und sehr oft einfach auch unaufmerksam, schusselig, hilflos oder überfordert, auch mal einfach egoistisch. Genügt es denn nicht, wenn bei einer prinzipiell wohlwollenden Grundlage einfach jeder tut, was er kann - auch wenn es manchmal nicht so viel ist, wie der andere kann?

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Ich glaube, daß das Abgleiten ins "Aufrechnen" erst dann geschieht, wenn sowieso schon der Wurm drin ist.

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ne, hinter dem Aufrechnen steckt die Prokrastination. Dagegen hilft nur Konsequenz ;)

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